Am liebsten würden sie die Smartphones verbrennen
Ich beschäftige mich ja schon seit längerem mit der Frage, wie SchülerInnen mehr digitale Fertigkeiten und Kenntnisse an den Schulen vermittelt werden können. Denn es schaut ziemlich düster aus, wenn man an deutsche Schulen geht und sich danach mal umsieht (oder gar eigene Kinder im schulfähigen Alter hat). Selten funktionierendes WLAN, häufig noch nichtmal für die Lehrer, und wenn dann meist stiefmütterlich gepflegt und notorisch instabil. Handyverbote allerorten, Informatik-AGs, die nicht zustande kommen oder als minderwertige Word/Excel-Kurse abgehalten werden, Ausstattung, die einem die Tränen in die Augen treibt.
Auch wenn man von aussen draufschaut, sieht es nicht freundlicher aus – in nahezu jeder Kategorie, die dafür relevant ist (z.B. Nutzung digitaler Hilfsmittel durch LehrerInnen, Verfügbarkeit digitaler Lehrmittel (oder gar OER Materialien), Präsenz von digitalen Lehrinhalten in den Lehrplänen, der Lehrerausbildung usw.) liegt Deutschland im internationalen Vergleich auf den hinteren Plätzen. Zwar regt sich in den letzten 1-2 Jahren so langsam etwas, allerdings ist das noch weit von dem entfernt, was nötig wäre – zudem hängen uns Nachbarländer längst mit viel entschlosseneren Initiativen ab (UK z.B. mit Einführung von Informatik-Unterricht verpflichtend ab 1. Klasse + Schul-Microcontroller MicroBit für alle Schüler landesweit).
Lange habe ich als Ursache vor allem das föderale Bildungs-System in Kombination mit einer gewissen Wohlstands-Trägkeit angesehen, aber so langsam komme ich zu einer ganz anderen Überzeugung.
Das erste mal wurde mir das klar, als mal wieder auf einem Elternabend in der Klasse meiner Tochter ein Handy-Verbot diskutiert wurde. Mein Werben für einen differenzierten und vor allem pädagogischen Umgang mit dem Thema anstelle eines Verbotes wurde weggefegt, und schliesslich beschloss die Elternvertretung zusammen mit der Lehrerschaft ein allumfassendes Handy-Verbot bis zu Oberstufe für die gesamte Schule inkl. Aussenflächen mit recht drastischen Sanktionen bei Verstössen.
Da dachte ich zum ersten mal: was ist das eigentlich für eine starke negative Energie und Ablehnung? Haben die Eltern wirklich Sorge, dass Ihre Kinder vom Lernen zu sehr abgelenkt werden? Auf dem Schulhof? Als Begründung wird ja gern dann mit viel unterstützendem Kopfnicken gesagt, die Kids würden ja “nur noch vor diesen Dingern hängen”…(obwohl die Studien von Danah Boyd relativ klar belegen, dass Jugendliche sich über “die Dinger” vor allem vernetzen, ihre Identität ausprobieren, ausbauen und vor allem: ihr Leben leben…)
Ein zweites Indiz ergab sich, als ich für eine spezielle Unterrichts-Stunde zur Sonnenfinsternis in die Schule gerufen wurde, um das Streaming des Ereignisses zu ermöglichen (über Köln lagen Wolken) – da die Schule kein funktionierendes WiFi hatte, musste ich mit meinem MiFi und eigenem Rechner anrücken. Während dieser Spezial-Unterrichts-Stunde waren zwei LehrerInnen anwesend. Da zwischendurch immer auch ein wenig Unterricht gemacht wurde, tauchten zwei spezielle Fragen auf, die von beiden LehrerInnen nicht beantwortet werden konnten.
Frage 1: “Wie ist der Mond entstanden?” (zahlreiche teils abstruse Vorschläge seitens der SchülerInnen)
Frage 2: “Was heisst Sonnenfinsternis auf französisch?” (die Französisch-Lehrerin war anwensend)
Beides mal kurzes Ringen um eine Antwort seitens der Lehrerschaft, und dann die Frage: “kann das mal eben einer von Euch nachschauen?”. Damit war das HANDY gemeint (es war noch vor dem Verbot). Beide male konnte die korrekte Antwort in wenigen Sekunden ermittelt werden – schon darin war übrigens ein Stück Medien-Erziehung enthalten, das vermutlich mehr Relevanz für die Zukunft der SchülerInnen beinhaltete als die ganze Stunde über die Sonnen-Finsternis: nämlich, wie man Quellen beurteilt und im Internet gute Informationen findet (denn natürlich gibt es zur Mond-Enstehung auch ne Menge abstruse Erklärungen im Netz).
War aber vor allem wirklich schön zu sehen, wie offensichtlich der Nutzen von Smartphones für den Unterricht sein kann – und da sind wir noch nicht in Physik (Handy als Sensor für Experimente) oder Geschichte o.ä. angelangt, wo das Smartphone vll. noch viel fundamentaler didaktisches Element sein könnte.
Warum also das Verbot?
Ich glaube die wirkliche Antwort auf die Frage steckt letztlich auch in der obigen Szene, denn: es geht schlicht um Macht. Ein Handy in der Hand einer Schülerin verschiebt das im traditionellen Bildungs-System angelegte Machtverhältnis von LehrerIn zu SchülerIn auf dramatische Weise – und zwar nicht nur, weil der Lehrer sich damit nicht auskennt, nein – das Smartphone stellt letztlich das ganze auf Fakten-Wissen angelegte System in Frage, und das ist bei Licht betrachtet ein riesiger Teil des Bildungs-Systems, der noch nichtmal mit der Schule endet…
Damit könnte man den Widerstand der LehrerInnen ganz gut erklären – doch warum ist die Gegen-Front auch in der Elternschaft so stark? Da kommt meiner Ansicht nach noch ein weiterer Aspekt ins Spiel, der noch tiefer geht. Die Menschen spüren, dass wir am Rande einer kaum mehr aufzuhaltenden Revolution stehen, die alle Gesellschaftsbereiche betreffen, und kaum einen Stein auf dem anderen lassen wird. Viele Berufsbilder werden verschwinden oder komplett umdefiniert werden, die bisher sichere Machtoptionen darstellen, wie z.b. Rechtsanwalt, Mediziner, Professor, Architekt, Ingenieur usw. – aber auch Insititutionen, das politische System und selbst so banale Dinge wie das Taxigewerbe sind plötzlich vom Aussterben bedroht. Die digitale Revolution wird selbst nach Meinung gemässigter Experten rückblickend vermutlich ähnliche Ausmasse entfaltet haben, wie seinerzeit der Buchdruck oder die Industrialisierung. Damit ist aber auch klar, dass viele alte Machtpositionen in Gefahr sind, vielleicht so viele, wie schon seit Jahrzehnten, wenn nicht Jahrhunderten nicht mehr. Eigentlich muss man sich fast wundern, dass der Widerstand gegen alles Digitale nicht noch viel fundamentaler ausfällt – jedenfalls habe ich immer mehr den Eindruck, dass wir beim Versuch digitale Inhalte an die Schulen zu bringen de facto mit agressivem Widerstand zu rechnen haben (der natürlich pädagogisch motiviert daherkommt) und nicht nur mit Trägkeit und Innovationsbremserei. Und das verändert natürlich die Lage ganz erheblich…
— Update —-
Einige LeserInnen haben im Text oben “Lehrer-Bashing” gelesen. Nichts könnte mir ferner liegen – ich finde selbst die angeführten Unterrichtsbeispiele eher Fälle von geschickter Integration von Digital-Medien. Der Text richtet sich ja vielmehr gegen die Eltern, von denen so viel mehr Ablehnung ausgeht. Dass ich viel davon halte, mit engagierten LehrerInnen zusammenzuarbeiten und nicht nur zu lamentieren kann man verschiedentlich in meinem Blog nachlesen (Elektro-Basteln mit Grundschul-Kindern und meine Meinung zu moderner Pädagogik an einer Inklusions-Schule etc.). Auch das von mir mit-initiierte Projekt des Beirates junge digitale Wirtschaft für ein Fach Digital-Kunde aber der 1.Klasse lebt davon dass Pilot-Projekte mit diversen Schulen durchgeführt und die Erfahrungen gesammelt werden.
Category: Netzpolitik, Politik 42 comments »
October 27th, 2015 at 12:20 am
Aber, aber… bei uns haben fast alle Kollegen ein Smartphone und kennen sich damit mittel bis gut aus. Und Machtposition? Ist die Antwort tatsächlich so simpel wie banal. 42? Ich finde nicht, dass grundsolide Ausbildungsberufe und Expertenwissen bedroht sind, weil jeder googeln kann. Ich brauche schon noch Ärzte oder Architekten und auch Lehrer werden nicht überflüssig. Dass die Lehrerrolle wie auch Lernumgebung eine Erweiterung bzw. Veränderung erfahren sollte, bestreite ich nicht.
Informatik in der 1. Klasse? Bollocks, UK! Würde ich mir aber irgendwie doch gerne mal anschauen.
Im Übrigen ist der erste Absatz so wahr wie traurig und treibt der smartphoneaffinen Lehrerin (moi) schnell mal die Tränen in die Augen. Ich warte übrigens seit zwei Monaten auf eine neue Beamerlampe für das Smartboard. Lieferprobleme. Dabei könnte ich sie sogar selbst einbauen. Nicht aufgeben. In der Schule geht’s a bisserl langsamer.
October 27th, 2015 at 6:16 am
Dem Artikel kann ich leider nur zustimmen. Sobald es um Technik und erst Recht Smartphones geht, gibt es so etwas wie einen intellektuellen Beißreflex bei deutschen Lehrern und Eltern.
Schön, wenn man damit seinen Kindern den Umgang mit den Techniken der Zukunft nicht beibringt, und damit einen vernünftigen Umgang erreichen könnte, sondern etwas verbietet, was schon immer zu höherer Attraktivität und einer jetzt erst recht Mentalität geführt hat. Aber Technik ist ja böööösse, Papier ist guuuuuut. Da liegt das Schwarzweiß Denken.
October 27th, 2015 at 8:04 am
Ich habe bereits 1998 in meiner Ausbildung zur Erzieherin erfahren, das es sowas wie eine Notwendigkeit gibt, Kindern und Jugendlichen beizubringen “Medienkompetenz” zu entwickeln. Und dabei ging es nicht nur um die Altersbeschränkungen von Filmen. Nun weiß ich zwar nicht, ob das inzwischen auch ein Thema im Lehrerstudium ist, aber ich wundere mich über anscheinend komplett fehlende Weiterbildungen zu diesem Thema für die Lehrerschaft.
October 27th, 2015 at 8:28 am
Informatik in der 1. Klasse ist “Bollocks”? I beg to differ. Big time.
Schauen Sie sich mal an, was Kinder im Grundschulalter über das Programmier-Tool “Scratch” des MIT alles auf die Beine stellen https://scratch.mit.edu/ Kriegen Sie sowas spontan hin? Ich wette, dass kann fast Ihr ganzes Kollegium nicht.
October 27th, 2015 at 8:29 am
Wasser auf meine Mühlen! #informatikab1.Klasse
October 27th, 2015 at 8:30 am
-s #das
October 27th, 2015 at 8:47 am
Teilweise ist es – meiner Erfahrung nach – auch Desinteresse daran, die eigenen Kompetenzen auszubauen und zwar schockierender Weise bereits im Lehramtsstudium. Vielleicht ist es fachspezifisch, ich habe Deutsch und Französisch studiert.
Als eine Professorin wollte, dass wir für ein Seminar ein Wiki in moodle anlegen und darin Protokolle zu den einzelnen Sitzungen anlegen und verknüpfen, gab es laute Proteste aus den Lehramtsreihen, wozu das gut sein solle, das sei doch viel zu viel zu lernen und nach dem Seminar würde man das sowieso nie wieder benötigen. Auf meinen Hinweis, dass Klassenbücher in Frankreich (oder zumindest in der Auvergne) als Wiki geführt werden, erhielt ich die Antwort: “Mir reicht aber auch ein normales Klassenbuch aus Papier!”
Noch mal zur Betonung: wir reden hier nicht von Lehrkräften um die 60, die über 30 Jahre lang ein Klassenbuch aus Papier geführt haben und für ihre letzten Dienstjahre keine Veränderung wünschen, sondern von Menschen Anfang/Mitte 20!
October 27th, 2015 at 8:50 am
Ja, das bestätigt meine Erfahrung leider auch. Die Hoffnung, dass mit “nachwachsenden” LehrerInnen das Problem einfach verschwinden wird muss man sich wohl abschminken – die Jüngeren sind teilweise genauso leidenschaftliche Digital-Verächter wie die älteren Generationen. Daher ja auch meine These dass es noch andere Gründe hat als nur Gewöhnung oder ob man “native” ist…
October 27th, 2015 at 9:14 am
Herzlich willkommen im neuen Ängsteraum westlicher Industrienationen: Wieder werden wir vom Rest der Welt abgehangen, wie schrecklich. Ich arbeite als Lehrkraft an einer Berliner Grundschule und wir bauen auch unsere Klassenräume langsam, aber sicher mit Smartboards aus.Computerunterricht findet ab der ersten Klasse statt. Das Thema ist sehr vielschichtig und ich werde hier nicht auf alles eingehen. Ich lasse den Computerunterricht in der ersten Klasse komplett ausfallen und ersetze ihn durch aus meiner Sicht wichtigere Inhalte, z.B. unseren Klassenrat. Hier lernen die Kinder erst einmal persönlich miteinander zu kommunizieren, etwas, was zunehmend weniger beherrscht wird. Wenn ich mir meine Schützlinge in den letzten 10 Jahren anschaue, sehe ich viel wichtigere Lernfelder als den Computerunterricht. Im sozialen und motorischen Bereich sind Kinder zunehmend überfordert, da habe ich lieber eine Stunde mehr, um diese Punkte anzusprechen, als den Computerunterricht. Die Angst, hinterher zu sein, ist von Erwachsenen geprägt, die sich teilweise schwer tun, neue Techniken aufzunehmen. Unsere Kinder sind digitale Natives, die mit dem Kram aufwachsen und meist schon mehr beherrschen als wir Erwachsene. Und ja, ich will die Dinger nicht im Unterricht, nicht nur, weil sie tatsächlich ablenken, sondern weil sie das nächste Markenprodukt und damit das nächste soziale Druckmittel sind sind. Zwei Dinge noch zum Artikel des Verfasser: Wlan ist per Gesetzgebung an Schulen verboten, da die Datensicherheit der Schulserver gefährdet wär. Vorgabe des Senats. Mit dem verstärkten Aufkommen von Handys sind Mobbingfälle massiv angestiegen. Medienpädagogik ist Teil des Studiums zur Ausbildung einer Lehrkraft, zumindest war das in den 90’ern in Berlin so. Zu meiner Person: Ich hatte eine C64 mit 6 Jahren, danach ein Amiga und dann einen PC. Ich habe ein Smartphone und ein Tablet, auf dem ich gerade schreibe. Ich halte mich für technikaffin, hatte nie Computerunterricht und hatte meinen Vater, der damals Informatiker war, bereits am Amiga abgehangen.
October 27th, 2015 at 9:27 am
@Ute Was Coding und Informatik betrifft, hatte ich ja gesagt, dass ich mir das mal anschaue und überlege, wie und ob die Implementierung möglich ist. Scratch kannte ich schon. Das fanden meine Zweitklassler teils schwer und uninteressant, obwohl die sehr gerne mit Apps oder Software arbeiten. Ich schicke Eltern übrigens gerne App-Empfehlungen.
Eine Kollegin war letztens auf einer Fortbildung zum Thema “Apps im Unterricht”. Smartboardfortbildung sind auch vorhanden und werden an meiner Schule teils selbst gestaltet.
Ich sehe einen Silberstreifen am Horizont.
Schule braucht aber Fortbildungen und Unterstützung bzw. Hilfsangebote von Außen. Von Euch. Lehrerbashing ist das weniger produktiv. Außerdem habe ich die Erfahrung gemacht, dass meine Kollegen weder missioniert noch erklärbärmäßig bevormundet werden wollen. Ich erwähne Apps und den Mehrwert (z.B. doodle, Übungsapps der TU Graz etc.) ganz beiläufig. Auch beim Lernen der Erwachsenen ist zuweilen etwas Pädagogik sinnvoll. ;)
63jährige Kollegen, die noch Lust haben, sich auf ein Smartboard einzulassen? Gibt es. 23jährige Lehramtsstudenten, die vom Papier nicht wegkommen? Die gibt es auch.
October 27th, 2015 at 9:38 am
Das war übrigens mitnichten als Lehrerbashing gemeint – ich arbeite ja selbst an Schulen mit super engagierten LehrerInnen in dem Thema zusammen (und die beiden Lehrkräfte im Beispiel haben es ja auch eher musterhaft in den Unterricht integriert). Es war schon eher als Eltern-bashing gemeint, wenn bashing überhaupt Thema sein sollte, denn ich meine ja es gibt da eine tiefe Angst vor Veränderung und Machtverlust.
October 27th, 2015 at 9:40 am
Informatikunterricht Bollocks? Informatik ist in erster Linie mal Logik und die scheint mir an deutschen Schulen manchmal etwas zu kurz zu kommen. Im Unterricht, wie in den Lehrerzimmern und ausserhalb.
October 27th, 2015 at 10:07 am
Ich glaube, es ist eine ungute Mischung aus “keine Mittel” und “keine Ahnung”. Ich habe inzwischen ein paar Berliner Grundschulen von innen gesehen, und da fehlt es teilweise sogar an benutzbaren Unterrichtsräumen. Wo es heißt “Die Elektrik machen wir nächstes Jahr, dieses Jahr mussten wir erstmal malern” braucht man elektronische Hilfsmittel, die über einen Taschenrechner hinausgehen, gar nicht suchen. In so einem Umfeld haben auch interessierte Lehrerinnen und Lehrer wenig Chancen, etwas zu verbessern. Die Folge ist, dass die Kinder ihre Schulen geistig abhängen.
Schwierig ist außerdem noch immer das Gefälle zwischen Kindern, deren Eltern Technik zulassen und das Interesse unterstützen und denen, die es nicht tun. Sei es aus finanziellen Gründen oder aus Furcht vor der Unüberschaubarkeit des Internets. “Handyverbot” kommt dabei funktional der Schuluniform gleich: Es ist der Versuch, zu nivellieren. Alle sollen mit den gleichen Voraussetzungen starten. Das ist zwar aus vielen Gründen Unsinn und widerspricht allem, was Inklusion uns lehren könnte, aber die scheinbare Gleichheit kommt einem immer so gerecht vor.
Und schließlich glaube ich auch, dass Du mit dem Autoritätsverlust Recht hast, Stephan. Ich werde niemals meine Deutschlehrerin vergessen, die mich nach der Unterrichtsstunde dafür angemeckert hat, dass ich etwas wusste, das sie nicht wusste (etwas banales: Der Unterschied zwischen dem Verb und dem Possesivpronomen “sein”.), mich gemeldet und es erklärt habe. Ich hätte damit auch nach der Stunde zu ihr kommen können, fand sie. Dass Kinder selbstständig denken und handeln lernen sollen, aber immer dann, wenn sie es tun, ausgebremst werden, wird mir für immer unverständlich bleiben.
October 27th, 2015 at 12:43 pm
Sehr spannendes Thema!
Der ganze Bereich der Medienkompetenz scheint mir noch sehr unterbelichtet.
Eine Anmerkung habe ich zu der Aussage: “das Smartphone stellt letztlich das ganze auf Fakten-Wissen angelegte System in Frage”:
Zumindest in den Curricula löst Methodenkompetenz das Fakten-Wissen zunehmend ab, was einigen Anforderungen der Informationsgesellschaft theoretisch entgegenkommt. So wie in Unternehmen immer weniger der allwissende Chef gefragt ist, so setzen sich, glaube ich, auch Lehrer unnötig unter Druck, wenn sie das Alleinstellungsmerkmal “Wissen” behaupten wollen. Die Fähigkeit zur Vermittlung von Methodenkompetenzen und Anleitungen zum eigenständigen und gemeinsamen Erarbeiten von Ergebnissen könnte das neue Alleinstellungsmerkmal darstellen – heute wie damals sinnvoller Weise mit dem Ziel verbunden, dass das Alleinstellungsmerkmal am Ende der Ausbildung keines mehr ist :)
October 27th, 2015 at 1:06 pm
Aber nein, ich halte doch den Informatikunterricht nicht für ‘Bollocks’.
@badham
Richtig. Der Fokus liegt auch in neuen Rahmenlehrplänen vermehrt auf Methodenkompetenz und Medienbildung (neben Sprachbildung und individueller Förderung Richtung Inklusion).
October 27th, 2015 at 3:02 pm
Durch meine 3 Kinder bekam ich mit, dass die Schulen sehr unter dem Thema “Digitale Welt” leiden. Da hagelt es Verweise und Verbote! Aber lernen unsere Kids durch diese Maßnahmen den Gebrauch? Nein! Daher bin ich seitdem in Sachen Medienkompetenz Training an Schulen unterwegs. Auf verschiedenen Veranstaltungen erfuhr ich von sehr interessanten Projekten. Es gibt wirklich Schulen, die ein freies und schnelles WLAN haben und die Smartphones toll in den Unterricht integrieren. (Gymnasium Arnsberg) Einfach Genial! Große Hürden stellen die Kultusministerien auf. Dadurch werden die Schulen nur verunsichert und nicht ermutigt neue Wege zu gehen.
October 27th, 2015 at 3:28 pm
IT ab 1. Klasse ist Blödsinn, wenn man versucht es als extra Fach zu etablieren. Dann verschwinden nämlich noch weniger Stunde für die wirklichen Grundlagen wie Sprache und Rechnen. Der Erfolg des Wegfalles von Deutschstunden in den ersten Klassen sind mangelhafte Sprachkenntnisse eines immer größeren Kinderkreises.
IT als selbstverständliches Unterrichtsmittel wäre da die geeignete Lösung, dass müsste aber erstmal sowohl im Lehrplan als auch in den Köpfen _aller_ Lehrer ankommen.
Medienkompetenz kommt nicht von ungefähr. Man muss mit Medien umgehen. Dazu muss man nicht für jedes eigene Medium ein extra Fach anbieten, sondern die Medien in möglichst viele Fächer integrieren und die Anwendung und Ergebnisse diskutieren. Wir haben auch kein Fach fürs Fernsehen, für Zeitungen, Blogs, Facebook etc.
Wenn das in den Köpfen ist, kann man drüber nachdenken, ob Smartphones im Unterricht ausgeschaltet sein müssen, weil ständiges Klingeln, Summen und Piepsen den Unterricht stört, so wie dazwischenquatschen auch. Aber generell Mittel der Kommunikation aus der Schule zu verbannen und zwar komplett, hat ganz viel mit mangelhafter Medienkompetenz zu tun.
Es ist Angst die herrscht, Angst vor so einem (bei verdammt vielen Lehrern und Eltern) unbekanntem Medium und dem Unwillen es als Kommunikationsmittel anzusehen und sich damit mal auseinander zu setzen.
Ja, ich halte genau diese Angst für einen treibenden Teil solcher Verbote: Die Jugend könnte tatsächlich außer Kontrolle geraten, weil sie ihre eigenen Nischen von Miteinander und Sprachkultur gefunden hat.
Zur Beruhigung solcher Ängste: Jeder Pädagoge weiß eigentlich, dass das jede Generation findet, ob wir es nun wollen oder nicht. Es ist Teil der Identitätsfindung und der Persönlichkeitsbildung.
October 27th, 2015 at 4:31 pm
[…] fragen, warum das so ist. Einen mir neuen Aspekt habe ich heute in diesem Blogpost gelesen („Am liebsten würden sie die Smartphones verbrennen„), den ich gerne […]
October 27th, 2015 at 4:34 pm
Meine Haltung zu dem Thema ist ambivalent. Einerseits ist es wahr, dass die handy-Paranoia an deutschen Schulen nervt. Wie oft hat meine Tochter mittlerweile heimlich die Tafel abfotographiert, um die hauseigene Nachhilfe zu verbessern. Dazu kommt, dass auch meine Aufmerksamkeitspanne in dem Alter nicht höher wie 10 min je Unterrichtsstunde war. Ganz ohne handy.
Die andere Seite sind die Lehrkräfte, die offensichtlicherweise meistens nicht über Allgemeinwissen verfügen. Das Mond-Beispiel ist nur eines von vielen. Bei Esoterik und Homöopathie kennt man sich aber in der Regel sehr gut aus. Dass diese Klientel Technik ablehnt ist nichts neues.
October 27th, 2015 at 8:50 pm
Kein Lehrerbashing?
Nichts anderes. Wie immer.
Warum müssen 25 Smartphones im Unterricht auf eine Frage lauern? Ein Tablet im Klassenraum würde ausreichen. Ein Tablet im Klassenraum? Wer soll das bezahlen? Die Kommunen als Schulträger sind in aller Regel arm. Das Geld reicht nicht einmal für inklusionsgerechte Ausstattung von Schulen und Klassenräumen. Kann ja die Lehrkraft ihr Tablet mitbringen. So wie sie morgens immer ein paar Brote extra mitbringt, um die Kinder zu füttern, die kein Frühstück bekommen.
Wireless Local Area Network nutzen? Ach ja, gibt es ja in den Grundschulen nicht. Tut ja nicht nötig, sagt der Bürgermeister. Sind ja noch die Kleinen.
Kann ja die Lehrkraft einen Mobilfunk-Vertrag abschließen. So wie sie sich die anderen Materialien für den Unterricht von zuhause mitbringt.
Ich habe die ganze Entwicklung der Informatik an Schulen miterlebt und mitgestaltet. Habe in meiner Freizeit in Schulen herumgehangen und an den Schulrechnern Platinen gelötet. Ich habe den Sparkassen dankbar die Hände geküsst, weil die ihre ausrangierten Museumsstücke großzügig an die Schulen verteilt haben. Nur gegen mediale Werbung versteht sich. (“Rufen Sie doch mal bei der Zeitung an und schildern denen, wie wir uns hier engagieren”)
Die Telekom hat übrigens seinerzeit ISDN für Schulen kostenlos angeboten. Das war toll. Wochenlang habe ich Cat5-Kabel verlegt, Lan-Platinen in die Rechner geschraubt. Und dann haben 15 SchülerInnen versucht, das Internet für sich zu erobern. Ein Heidenspaß!
Als ich dann die anderen beiden Schulen fertig hatte, burnte ich neudeutsch out.
Einzelschicksal, na klar. Schön blöd? auch richtig.
Übrigens traten dann die Smartphones auch an meiner Hauptschule den Siegeszug an. Und sie dienten nicht der Infirmationsgewinnung im Unterricht.
October 27th, 2015 at 11:34 pm
Sie werden lachen,aber an der Berufsschule Ansbach (Mittelfranken) sind Laptops und Handys im Unterricht für den Ausbildungsberuf “Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung” verboten. Komplett und daran ändert sich auch nichts.
Sagst sehr viel über die Unterrichtsqualität der Lehrer aus und die Lernbedingungen.
October 28th, 2015 at 4:34 am
[…] Am liebsten würden sie die Smartphones verbrennen — Beimnollar (aka @holadiho) […]
October 28th, 2015 at 6:44 am
Ich möchte drei Aspekte einbringen, die mir in den o. g. Beiträgen fehlen, die aber aus meiner Sicht mit einfließen sollten:
1. Nicht alle Familien (und damit auch Kinder) können sich die Anschaffung eines Smartphones und den dauerhaften Betrieb dessen leisten; das Thema “Konsum- und Gruppenzwang” vor allem unter Kinder und Jugendlichen macht diesen Aspekt nicht einfacher.
2. Der Gebrauch von Smartphones ist gesundheitlich nicht ganz unbedenklich:
a:) Kurzsichtigkeit
Augenärzte erwarten einen deutlichen Anstieg der Kurzsichtigkeit, wie man in einer Pressemitteilung der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft https://idw-online.de/de/news637895 nachlesen kann.
Es ist nicht auszuschließen, dass wir demnächst ganze Schulklassen voller Brillenträger haben werden.
b.) Hirnforscher Prof. Spitzer sagt, dass die Gehirne von Kindern und Jugendlichen ja noch im Wachstum sind und durch Online-Aktivitäten massiv in ihrer Entwicklung gestört werden.
c.) Zudem zeige eine aktuelle US-Studie: “Jugendliche, die im Mittel 25 Stunden pro Woche im Internet aktiv sind, haben ein dreifach erhöhtes Risiko für Bluthochdruck, verglichen mit Jugendlichen, die im Mittel vier Stunden surfen,“ so Hirnforscher Prof. Spitzer.
b.) und c.) nachzulesen hier:
http://www.idea.de/medien/detail/sind-smartphones-so-gefaehrlich-wie-zigaretten-92512.html
d.) “Smartphones machen abhängig, unproduktiv und unglücklich”:
Das ist das Fazit von Alexander Markowetz, Forscher der Universität Bonn. Der Juniorprofessor für Informatik hat mit Hilfe einer App die Handy-Nutzung von 60.000 Personen ausgewertet.
http://www3.uni-bonn.de/Pressemitteilungen/195-2015
All’ das finde ich bedenklich.
Ich selbst bin im Rahmen eines ehrenamtlichen Familienprojektes seit ein paar Wochen mit dem Vorstand der Telekom in einem Dialog, um auf die einzelnen Aspekte hinzuweisen und seine Meinung zu erfahren: http://www.managerfragen.org/Dialog.html?questionId=498
Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass eine breite Diskussion mit dem Ziel, über eine verantwortliche Nutzung von Smartphones aufzuklären, angebracht ist.
October 28th, 2015 at 7:49 am
[…] Quelle: Am liebsten würden sie die Smartphones verbrennen […]
October 28th, 2015 at 8:23 am
In dem Zusammenhang sehr interessant:
http://www.sueddeutsche.de/bildung/digitalisierung-in-der-schule-raus-mit-den-computern-1.2404056
Denn “Wischkompetenz” müssen wir unseren Schülern nicht beibringen und Smartphones lenken nun mal ziemlich ab, das sage ich als Lehrer und langjähriger Smartphonebesitzer…
October 28th, 2015 at 8:46 am
[…] Quelle: Am liebsten würden sie die Smartphones verbrennen — Beimnollar (aka @holadiho) […]
October 28th, 2015 at 9:00 am
@thor: merci für diese wahren zeilen
@holadiho das ist ein schönes textlein, das ich leider nun schon zum x-ten mal gelesen habe. ich finde, da steht nichts neues drin – außer der beinahe hochnäsigkeit des werbetreibenden, der mit der “alles idioten außer mir”-attitüde schreibt. das verstörende aber ist nicht der text, sondern das jubelnde feedback, das er im netz erringt. als würde eine alte, fade pizza mit applaus empfangen.
dennoch ist es interessant, die beiden zentralen argumente des autors aufzuspießen: 1) die macht 2) das faktenwissen.
beides ist nicht falsch, aber in der vorgetragenen verabsolutierung unterkomplex und somit kontraproduktiv.
1) macht – die lehrer wollten ihre machtposition nicht aufgeben, sie wollten weiter die herrenmenschen im klassenzimmer sein. meint der noller.
es stimmt – aber eben nur für die 5-10 prozent lehrer, die überhaupt noch macht verspüren. bei den anderen isses doch längst was anderes: angst – vor der überforderung, vor den häufig durchgeknallten eltern und, ja, vor der neuen technologie, die ihre schüler so unendlich viel schneller bedienen können. auf das schulsystem als ganzes bezogen stimmt die macht-ohnmacht-these. auf den einzelnen akteur lehrer bezogen ist sie aber ganz falsch.
den lehrern machtbewusstsein zu UNTERstellen, VERstellt also gleichzeitig den ausweg aus der krise. ich habe unter anderem den co-autor des dräger-buchs “digitale bildungsrevolution” müller-eiselt erleben dürfen, wie er zusammen mit anderen auf dem letzten educamp in berlin über die doofen lehrer hergezogen hat – die zu faul zum sich fortbilden, zu mutlos für das tablet, zu rückwärtsgewandt für die technologie seien. “auf die kann man nicht warten”, höhnte die schlauberger-truppe über die lahmen lehrer. “die müssen in die zwangsfortbildung oder gleich rausfliegen”. das waren die o-töne – u.a. von einem superdozenten der volkshochschulen vorgetragen. unheimlich.
alle lehrer im raum kamen sich wie der letzte abschaum vor. glücklicherweise war die kluge @lammatini da, die offen über ihre ängste als lehrerin bei einsatz des digitalen im unterricht sprechen konnte. lehrerInnen brauchen hilfe und angebote – aber keine verhöhnungen a la jimmy häusler oder noller.
2) fachwissen: das beispiel des “fachwissen”-googelns beim mondschau-abend ist derart simpel, dass man sich an den kopf fassen muss. glaubt noller ernsthaft, schulische wissenseroberung besteht darin, im smartphone nach begriffen zu suchen? das hat doch nichts mit lernen zu tun, wie es die kids im 21. jhd brauchen. diese art “fachwissen” hinterlässt keinerlei spur in der erfahrung oder im hirn des kindes/jugendlichen, wenn es nicht mit projekten, lehrplan-inhalten und curriculum sinnvoll verknüpft wird. selbstverständlich geht es darum, digitale lern- und forschungsmöglichkeiten zu einem alltäglichen instrument von schule zu machen. aber gegen die alten schule? da geht es doch eher um den gezielten einsatz im sinne einer didaktik für bestimmte fächer, also etwa flipped classroom als wegweisende verknüpfung von altem und neuem lernen in der mathematik. auch dort übrigens stellt sich keine “macht”-frage. lehrer, die nicht flippen wollen, haben doch keinen machtverlust vor augen – sie scheuen einfach die völlig andersartige arbeit, ein fachlich korrektes, spannendes und auch unterhaltsames video von 5 bis 8 minuten herzustellen. kann man ihnen diese furcht verübeln? wollten sie lehrer oder günter jauch werden? haben sie tiefes wissen studiert – oder entertainement? hat ein “beimnollar” etwas alle tools und allen mut bei der hand, seine nase in die webcam zu halten und eine lektion aufzunehmen?
das problem des noller-textes liegt wo ganz anders. er selber hat angst, er kennt wie viele seiner claquere ja nur den einstieg ins thema “das tablet, das digitale, der lehrer & ihre abgründe”. also macht der noller das, was leute immer machen, wenn ihnen die muffe geht: sie überhöhen sich vor den angeblich so bescheuerten lehrer&co-eltern – und pissen sich die kalten füße mit einem arroganten text warm. genau so wie es noller im allgäu gelernt hat, als er als kleiner junge mal nicht weiter wusste. er fragte nicht, er lernte sich warmzupinkeln.
October 28th, 2015 at 9:24 am
Lieber Stephan Noller,
danke für den Text.
Es ist verrückt, mit wieviel Kraft und Streben diese Ängste gestützt werden, mit wieviel Selbsterhaltungsdisziplin Machtverluste wieder in Hierarchien zurückgepfiffen werden.
Wir Erwachsenen, ob wir Lehrpersonen, Sozialpädagogen, Medienpädagogen, Eltern oder andere Erziehungsmenschen sind, haben die Pflicht, die Lebenswelten der/unserer Schülerinnen und Schüler zu erkennen, sie zur Diskussion zu stellen, und sie einzuordnen und zu respektieren.
Das hat mit Informatik-Unterricht null zu tun. Das ist Haltung.
Aber wie kriegen wir denn jetzt die heisse Luft aus dem Thema raus?
Zum Beispiel mit einem schulischen “Wir”-Erlebnis.
Ich empfehle allen Beteiligten von Schule, sich auf intergenerative Projekttage zu einigen, bei denen die Schülerinnen und Schüler in einem Spieleparcours selbstverantwortlich ihre digitale Lebenswelt-Station den älteren Gästen (Mama, Papa, Lehrerin…) vorstellen.
Mit freundlichen Grüßen,
Martin Riemer
October 28th, 2015 at 10:11 am
Hallo Herr Füller – was bin ich jetzt erleichtert! Ich hatte mich echt gefragt, wo die üblichen Hass-Kommentare bleiben, das ist ja wirklich ungewöhnlich, wie viele der obigen Kommentare sachlich und freundlich formuliert sind. Dachte schon, die Trolle sind alle bei Pegida-Ortstreffen gebunden…
Aber da sind Sie ja. Und es freut mich, dass Sie alle relevanten Elemente eines gut gemachten Hass-Kommentars eingebaut haben (für irgendwas muss die akademische Bildung ja noch gut sein). Erstmal schön ad hominem, und da haben sie natürlich gleich ein gut gehütetes Geheimnis meiner Biographie ausgegraben (Online Werbung). Gleichzeitig eine gute Demonstration, was unter ausreichend komplexen Suchanfragen zu verstehen ist, Respekt! Schön ist auch das vermeintliche “Auseinandernehmen” des Artikels ohne ihn richtig gelesen zu haben – eines der Standard-Stilmittel aber selten so kunstfertig ausgeführt wie hier. Was Ihren Nachforschungen leider entgangen zu sein scheint sind meine diversen Projekte mit engagierten LehrerInnen – da hätte man auch noch jede Menge Dreck drüber ausschütten können. Aber ist ja noch nicht aller Tage Abend. Gruss, SN
October 28th, 2015 at 10:20 am
Danke für den Text und den interessanten Austausch hier!
Bestürzt bin ich allerdings über den Tonfall bei Christian Füller. Lieber Herr Füller, ich hoffe, Sie lassen sich die nachfolgenden Kommentare schicken… Meine Frage: Muss das sein? Offenbar sind auch Sie eigentlich für einen konstruktiven Austausch zum Thema, jedenfalls was die Rolle der Lehrkräfte angeht. Ich verstehe nicht recht, was Sie mit den persönlichen Ausfällen bezwecken.
October 28th, 2015 at 3:56 pm
ich bin ja bei weitem nicht der einzige, der ihnen lehrerbashing vorwirft. in zeiten der antiflüchtlings-hass-kommentare meinen Kommentar als h** abzustempeln, ist halt eine hilflose replik. die kuhpisse – so viel für die nicht nollar#leser – habe vom autor noller selbst übernommen >>> about. auf meinem blog http://pisaversteher.com habe ich die kritik vertieft und mit links versehen.
October 28th, 2015 at 5:35 pm
@Nicola Hengst-Gohlke:
Spitzer ist ein Alarmist, der Aufmerksamkeit mit eingängigen Begriffen erzeugen will (“digitale Demenz”), aber nur schwache Argumente für seine Panikmache liefert. Was er über die Digitalisierung behauptet hat, haben schon griechische Philosophen vor über 2.000 Jahren über das Schreiben (gegenüber dem Auswendiglernen) gesagt, trotzdem ist die Menschheit damals nicht untergegangen.
October 28th, 2015 at 5:56 pm
@Alex: Also, das mit der “Cybersucht” ist so nicht ganz von der Hand zu weisen.
Der WDR hat das Thema auch aufgegriffen und dort wird ebenfalls gerade darüber diskutiert http://www1.wdr.de/themen/aktuell/mobile-internetnutzung-100.html
Spannend – der Telekomvorstand hat gerade eben auf meine Frage geantwortet:
http://www.managerfragen.org/Dialog.html?questionId=498
Hmhm, mich würde interessieren, ob die dort beschriebene Initiative Teachtoday (www.teachtoday.de) bekannt ist und auch genutzt wird.
Außerdem verweist der Vorstand auf den ersten multimedialen Online-Ratgeber (www.sicherdigital.de).
Und?
October 28th, 2015 at 11:38 pm
@nicola hengst-gohlke: ist es nicht auch problematisch, wenn gemeinnützige telekom-stiftung handy- und digitalnutzungen unkritisch vorantreibt? sie macht dabei praktisch das geschäftsfeld ihres stifterunternehmens profitabler. schauen sie sich gerne die wochenzeitung “der freitag” (Ausgabe von morgen) an, da stelle ich diesen zusammenhang ausführlich dar. subventioniert mit ihren steuern wird da eine unreflektierte nutzung von digitalgeräten bereits für kinder ab 3 gefördert. die bundesregierung selbst veranstaltet dazu übrigens in den nächsten tagen eine konferenz. ziel: vorbehalte für computerspiele bei 3- bis 8jährigen abbauen. so können wir nollers handyverbot bestimmt überwinden – sogar schon ab dem kindergarten. ;-)
October 30th, 2015 at 2:34 pm
Als Lehrerin hatte ich vor ein paar Wochen erst die Diskussion um die Handyfrage, weil die Schulordnung neu geschrieben werden soll. Aktuell ist es so, dass die Handynutzung auf dem gesamten Schulgelände für Schülerinnen und Schüler verboten ist.
Von Seiten der Schülerinnen und Schüler wird eindeutig gewünscht, die Handynutzung zuzulassen. Von Seiten der Lehrpersonen gibt es teilweise Widerstand, teilweise wird gewünscht, dass Handys im Unterricht eingesetzt werden dürfen. Von Seiten der Eltern kam deutlich herüber, dass diese sich eine Medienerziehung wünschen, und gerade letzter Punkt gibt mir zu denken.
Ich hatte nach der Diskussion das Gefühl, dass die Eltern überfordert sind mit der Medienerziehung und das gerne an die Schulen abgeben möchten. Wir Lehrer sollen das richten, was die Eltern nicht hinbekommen, und durch entsprechende Medienerziehung ihre Kinder fit im Umgang mit ihren Handys machen, Cybermobbing und Urheberrechtsverletzungen und sonstige Probleme verhindern. Und solange die Schulen Handys kategorisch verbieten, müssen die Lehrer in dieser Hinsicht natürlich nichts leisten (außer regelmäßig Handys einkassieren und im Sekretariat zur Verwahrung abgeben, bis der Besitzer es wieder abholen darf).
Das Problem für mich als Lehrerin ist: Wie und in welchem Rahmen soll ich eine gute Medienerziehung leisten? Natürlich kann ich meinen Schülern erzählen, was Cybermobbing ist und dass das verboten ist. Ich kann ihnen auch erzählen, dass sie keine urheberrechtlich geschützten Inhalte weiterverbreiten dürfen. Ich kann sie natürlich alles im Internet recherchieren lassen. Aber ist das alles für mich leistbar, wenn die Eltern das nicht durch ihr Vorbild unterstützen? Die Hauptvorbilder sind die Eltern. Sie müssen ihre eigene Mediennutzung überdenken. Sie müssen ihren Kindern klarmachen, was Mobbing ist. Sie müssen gesellschaftliche Werte vermitteln. Ich sehe die meisten meiner Schüler 1,5 Stunden/Woche und nicht während der Schulferien. Und daher sehe ich nicht, wie ich sinnvoll und nachhaltig auf die Schülerinnen und Schüler einwirken kann.
Übrigens, an meiner letzten Schule habe ich, als dort Handys noch erlaubt waren, erlebt, dass diese selbst in den kleinen Pausen sofort aus der Tasche gezogen wurden, um Computer zu spielen oder Musik zu hören. Ist das wirklich so wichtig und wünschenswert?
Ich bin absolut dafür, dass die Schulen eine gute IT-Ausstattung erhalten. Leider ist bei uns seit Monaten Haushaltssperre, sodass die Computer, deren Anschaffung im letzten Schuljahr geplant wurde, nicht angeschafft werden können. Also bitte, liebe Politiker, sorgt dafür dass
– Schulen gut ausgestattet werden
– sinnvolle Konzepte zur Medienerziehung entwickelt und an Lehrkräfte UND Eltern vermittelt werden und darüber natürlich an die Schülerinnen und Schüler
– IT-Ausstattung nicht vor allem dazu dient, den entsprechenden Firmen die Taschen zu füllen (hat schon mal jemand nachgerechnet, wie teuer beispielsweise ipad-Klassen im Lauf eines normalen Sekundarschulgangs von 6 oder 8 Jahren sind, inklusive Austauschgerät (Akkuhaltbarkeit!), Software, digitalen Schulbüchern (die Schulbuchverlage wollen ja auch was verdienen), Datenvolumen usw.?)
November 1st, 2015 at 11:00 am
[…] Am liebsten würden sie die Smartphones verbrennen: […]
November 1st, 2015 at 2:12 pm
[…] Smartphones sind, passt es doch auch, mal einen Blick auf den wohl wirklichen Grund, der beliebten alles verbieten!-Fraktion zu werfen. Denn der liegt nicht immer so nah, wie man vordergründig […]
November 6th, 2015 at 11:30 am
[…] Am liebsten würden sie die Smartphones verbrennen Stephan Noller musste miterleben, wie Handys an der Schule seiner Tochter komplett verboten wurden. Er zieht sehr intelligente Schlussfolgerungen. Da wären zum einen die Lehrer, die eine Machtverschiebung spüren, weil Schüler nun Faktenwissen checken können: „Ein Handy in der Hand einer Schülerin verschiebt das im traditionellen Bildungs-System angelegte Machtverhältnis von LehrerIn zu SchülerIn auf dramatische Weise – (…) das Smartphone stellt letztlich das ganze auf Fakten-Wissen angelegte System in Frage, und das ist bei Licht betrachtet ein riesiger Teil des Bildungs-Systems.“ Und die Eltern? „Die Menschen spüren, dass wir am Rande einer kaum mehr aufzuhaltenden Revolution stehen, die alle Gesellschaftsbereiche betreffen, und kaum einen Stein auf dem anderen lassen wird.“ Also Angst vor Veränderungen. […]
November 8th, 2015 at 11:37 am
[…] mit dem Wort „Handyverbot“ konfrontiert werden. Äh? Warum??Denkende digiale Menschen wissen: Weil das Handy alles umwirft. Also, ich find so ein Handy ja auch echt praktisch, aber […]
March 7th, 2016 at 4:34 am
[…] Am liebsten würden sie die Smartphones verbrennen — Beimnollar (aka @holadiho) […]
May 23rd, 2019 at 12:24 am
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