Axolotl Roadkill: manirierter Scheiss
Irgendwie macht mich die Diskussion um das Buch und die Frau depressiv. Da ist zum einen die – wie ich jetzt denke – fast schon debil euphorische Besprechung von Maxim Biller in der Sonntags-FAZ. Dann natürlich der ganze Medien-Hype. Dann die Kopier-Geschichte. Auftritte bei Harald-Schmidt. Wäre alles zu ermüdend zu kommentieren.
Habe direkt nach der Biller-Lektüre das Buch bestellt (ja ich gebe es zu). Übrigens seltsam, dass die jammernde Print-Industrie das noch nicht als Einnahmequelle entdeckt hat – anderes Thema.
Was mich seitdem wundert ist, dass nicht einer mal sagt was für ein nerviger Scheiss dieses Buch ist.
“Dafür hatte ich plötzlich einen Schwanz aus Pappe, der aber nur zweidimensional war, genau wie das Kondom, das ich drüberziehen wollte. Das ging natürlich nicht. Ende.”
Treffender kann man es nicht beschreiben. Zweidimensional, vorhersehbar, schematisch. Das ganze ich leb so ein total schockerhaftes Leben Ding. Huuuch – sie hat Drogen gesagt! In dem Club wo sie hingeht gibt es einen Darkroom. Das Zimmer ist unaufgeräumt. Den Vater findet sie doof.
Usw.
Mich nervt diese schlampige, selbstverliebte und letztlich einfach nur manirierte, um Effekt bei den Eltern bemühte Schreibe wie kaum was anderes. Dann lieber die Bäckerblume.
Ach und noch unsäglicher wird das Ganze durch die unfassbar dämliche Debatte um Authentizität oder “Echtheit” wie sie selbst vom Feuilleton der FAZ aufgegriffen wird. Da wird debattiert ob jetzt Strobo echter ist oder Hegemann. Und natürlich ist das eine Frage literarischer Qualität, klar. Ich könnte so viele nichterlebte grandiose Bücher aufzählen, wo jeder einzelne Satz mehr Leben und Energie enthält als dieser blutleere und gewollte Quatsch von Frau ach erst 16 Hegemann.
Liebe Frau Hegemann, lieber Airen. Diese wahrhaft selbsterlebte Scheisse interessiert mich überhaupt gar nicht. Liebes Feuilleton, wie verzweifelt seid Ihr eigentlich? Muss mann schon nach Reich-Ranicki rufen um wieder Ordnung rein zu bringen? Ach komm.
Category: Bücherregal, FAZ & Co | Tags: Axolotl Roadkill, Hegemann, Simulation, Strobo 6 comments »
February 13th, 2010 at 9:44 am
Danke, dann lasse ich das mit dem Buch direkt mal.
February 13th, 2010 at 9:45 am
Danke. Habe mich im Interview von Airen auch gefragt, warum alle auf diesem Selbsterlebten bestehen. Vollkommen irrelevant und auch ein merkwürdiges Literaturverständnis, den Ich-Erzähler mit dem Autor identifizieren zu wollen.
February 13th, 2010 at 10:15 am
Ich nehme im Berghain jeden Freitag meinen after-wörk-Kamilletee und schreibe meine Erlebnisse ebenfalls in ein (urst geheimes) Internetz-Tagebuch, schon seit Jahren. Schade, dass sich mein Traum von Berühmtheit und endless Westgeld dank der beiden Nasen jetzt erledigt hat.
February 14th, 2010 at 12:18 am
bin mal so frei und zitiere meinen eigenen tweet:
http://twitter.com/horax/status/8980875033
February 15th, 2010 at 9:19 pm
Ich weiß jetzt nicht, worum es geht, aber Klasse-Rezension; da kann der Gegenstand natürlich nicht heranreichen!
February 16th, 2010 at 7:56 pm
Auf den Punkt gebracht. Irgendwie war mir schon beim x nach dem A klar, dass hier jemand gut auf Medis ansprechen würde.