Was war DDR
Jetzt wo der @moellus und der @maxheadroom so schön über #tdde gebloggt haben kommt man ja fast bisschen unter Druck. Eine West-Meinung muss her.
Wiedervereinigung, Mauerfall. Erfahren davon habe ich als ich grad Schicht hatte im Hospiz, draussen in Köln Chorweiler, in einem umfunktionierten Reihenhaus das immer arge Probleme machte weil sich die Särge nicht durch den engen Hausflur raustragen liessen (nur ohne Deckel). Stand also im Wohnzimmer mit der Kollegin die immer aufdringliche Beischlafangebote machte und wir sahen den Mauerfall im Fernsehen. Konnte es echt kaum glauben und war aber sehr bewegt. Stimmung beim Nachhausefahren bisschen wie bei einem anderen wichtigen Fernseh-Ereignis, also CL-Finale oder WM oder so. Heute ärgere ich mich total, dass ich nicht einfach nach Berlin gefahren bin.
Aber was bedeutete es für mich? Ich war ja ein kalter Krieg Kind, also aufgewachsen mit unfassbar grosser Angst vor dem Atomkrieg und mit der Vorstellung, dass sich das niee niee ändern wird, diese Block-Blockade entlang der deutschen Grenze mit all dem bizarren Beiwerk. Das man auch konkret kannte, weil z.B. fast jede Westklasse damals mindestens einmal Berlin besuchte inkl. Ost-Besichtigung auf eigene Faust. Wie ich mit meinem Freund Wolle UdL runterlief und wir versuchten unser Ostgeld in gute Bücher umzusetzen (und scheiterten). Aber wir hatten auch Verwandtschaft in Dankerode, kannte also als Kind nächtliche Szenen mit auseinandergenommenem Auto an der Grenze, herumtollen im Heu bei der Verwandtschaft und Fahrten mit dem Ernte-Motorrad mit Beiwagen. Und natürlich Westpakete. Wie wir uns gewundert haben warum Mutter die ekelhafte Aldi-Schokolade kaufte und ebensolchen Kaffee der sonst nie ins Haus gekommen wäre und uns weiter wunderten, dass diese Inhalte ‘drüben’ offenbar mit Begeisterung aufgenommen wurden.
Aber wie gesagt, alles wurde total überlagert von der Perestroijka-Begeisterung und der unbändigen Freude darüber, dass diese Mauer wirklich gefallen war, also weniger die in Berlin sondern mehr die zwischen Ostblock und Westblock, und dass es wahrscheinlich keinen grossen Krieg mehr geben würde. Das war wie ein überraschend weggenommenes Trauma.
Davon abgesehen war ich übrigens Lafontaine-Anhänger was die Beurteilung der Lage anging. Und zwar in dem Sinn, dass ein Anschluss hätte vermieden werden sollen und an der Stelle ein Zusammengehen auf Augenhöhe wünschenswert gewesen wäre. Mit neuer Verfassung. Mit dem besten aus beiden Welten. Das wäre doch was gewesen.
Aber wie auch immer, ich find es nach wie vor grossartig und einen politischen und geschichtlichen Traum den nicht viele erleben durften. Auch wenn es die bräsige West-Realität war, die am Ende über alles gezogen wurde, klar. Und auch wenn es Ängste vor neuem Grossdeutschland hochbrachte die die Kanzlerin aber abzuwehren weiß.
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Und am Ende fuhr ich mit meinem Gärtner-Chef im schrottreifen VW-Passat rüber um ein Schaf abzuholen. Wenige Wochen nach Mauer-Öffnung. Mit Panne wegen Kühler. Mit Wasser-Suche in den ganzen Wracks entlang der Autobahn bis ich feststellte, dass die Ost-Autos alle luftgekühlt waren. Mit Abschlepphilfe von verunsicherten Vopos. Und mit der Schar westlicher Geier, die als erste in das Land fielen und Autos verkauften und Versicherungspolicen.
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