The beauty of remix und warum ich (auch) auf englisch blogge seit neuestem
Irgendwie habe ich ja zu dieser Lizenz-Diskussion nie so richtig Zugang gefunden – z.B. erschienen mir die Remix-Argumentationen der Lizenz-Aufweichler immer irgendwie ein bisschen esoterisch, insbs. in der Null-Grenzkosten Debattenlogik von @mspro und Co.
Doch jetzt bin ich ja so ein Maker geworden, und überhaupt nutze ich ja auch schon seit so vielen Jahren das Netz, häufig auch für Problemlösungen aller Art. Aber krasser ist es nochmal, wenn man in die Makerszene einsteigt, denn Basteln ist per definition Arbeiten mit unfertigen Dingen, gebrauchtem Zeug oder Zusammenstellung von Teilen die nix miteinander zu tun haben, ausprobieren usw.
Dabei stösst man auf unzählige Probleme – und je mehr diese mit Programmierung zu tun haben, desto sicherer sucht man im Internet nach Lösungen, in Foren, auf Stackoverflow, instructables oder einfach irgendwo auf Blogs usw. (übrigens lernt man da auch die unverzichtbare Qualität von Google schätzen, andere Suchmaschinen sind da wirklich immer noch signifikant schlechter…)
Dabei findet man häufig komplette Lösungsbausteine, meist schon mit “copy code” Funktion auf der Seite eingebettet, als library importierbar oder schlimmstenfalls auf github, was man dann clonen muss oder kompilieren.
Making ist ein einziges Remixen. Und es ist unfassbar kreativ, sozial, macht Spass und bringt faszinierende Ergebnisse hervor. Das ist auch der Grund, warum ich meinen Making-Blog auf englisch führe – weil ich möchte, dass auch meine Erfahrungen und Lösungen von möglichst vielen anderen gefunden werden können, die auf ähnliche Probleme stossen.
Damit ist mir nicht nur endlich klargeworden, was mit Remix-Kultur gemeint ist, und warum das viel relevanter ist, als die Helene Hegemann Plagiat oder nicht-Frage. Nein, ich denke sogar, dass diese spezielle Art des Know-How Sharings über das Netz eine wundervolle Qualität desselben darstellt, die ja ganz früh schon in Foren und Mailbox-Systemen angelegt war (ich sag nur Fidonet!), und die jetzt für so viele Wissensbereiche auf so vielen Kanälen weltweit noch viel grösser und lebendiger ist. Das ist wirklich ein bisschen ein weltweites Nervensystem, vielleicht wirklich auch ein klein wenig eine Meta-Gesellschafts-Struktur, oder wie soll ich es nennen, wenn ein komischer Typ aus Atlanta mir hilft ein Problem mit meinem Hotend beim 3D-Druck zu lösen? Oder irgendein Typ in Osteuropa eine Drohnen-Software entwickelt und per freier Lizenz allen inkl. Support zur Verfügung stellt?
Und Youtube. Unglaublich, zu welch detaillierten Fragen es dort mittlerweile liebevoll gemachte Anleitungsvideos gibt. Nur zum Ausprobieren sollte man z.B. mal nach Techniken des unsichtbaren Farbwechsels beim Häkeln suchen…
[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=QP08QlAyVt0[/youtube]
Gar nicht auszudenken, was das für den “echten” Wissenstransfer in Regionen ohne gutes Schul- und Unisystem bedeutet, oder für die Zugänglichkeit von guten LehrerInnen für einkommensschwache SchülerInnen!
Also, wir brauchen dafür Lizenzformen, die dem gerecht werden, weil das ist eine neue Qualität. Und wir brauchen das Internet, frei, neutral und mit guten Leitungen. In allen Regionen der Welt.
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