Verdummung an der Oberfläche

February 20th, 2010 — 12:19pm

Heute widmet das FAZ Feuilleton sich ja mal wieder dem Internet und der Herr Rieger vom CCC darf die Hälfte der ersten Seite gestalten (Artikel nur für Abonnenten zugänglich). Ist ja ok. Gestern hat die CCC-Sprecherin auch die erste Feuilleton-Seite gehabt und eine kleine Hacker-Ethik Vorlesung halten dürfen. Auch ok.

In dem heutigen Artikel geht es um die Verkehrsdatenanalyse und eine Darstellung der Analyse- und Auswertungsmöglichkeiten, die sich in Zusammenhang mit Vorratsdatenspeicherung ergeben. Rieger spannt dabei den Bogen von militärischen Abhörmethoden aus dem ersten Weltkrieg bis hin zu heutigen Analysen des Kommunikationsverhaltens durch Polizeibehörden.

Zwei Dinge gehen mir dabei zunehmend auf die Nerven… Continue reading »

22 comments » | FAZ & Co

Axolotl Roadkill: manirierter Scheiss

February 13th, 2010 — 9:35am

Irgendwie macht mich die Diskussion um das Buch und die Frau depressiv. Da ist zum einen die – wie ich jetzt denke – fast schon debil euphorische Besprechung von Maxim Biller in der Sonntags-FAZ. Dann natürlich der ganze Medien-Hype. Dann die Kopier-Geschichte. Auftritte bei Harald-Schmidt. Wäre alles zu ermüdend zu kommentieren.

Habe direkt nach der Biller-Lektüre das Buch bestellt (ja ich gebe es zu). Übrigens seltsam, dass die jammernde Print-Industrie das noch nicht als Einnahmequelle entdeckt hat – anderes Thema.

Was mich seitdem wundert ist, dass nicht einer mal sagt was für ein nerviger Scheiss dieses Buch ist.

“Dafür hatte ich plötzlich einen Schwanz aus Pappe, der aber nur zweidimensional war, genau wie das Kondom, das ich drüberziehen wollte. Das ging natürlich nicht. Ende.”

Treffender kann man es nicht beschreiben. Zweidimensional, vorhersehbar, schematisch. Das ganze ich leb so ein total schockerhaftes Leben Ding. Huuuch – sie hat Drogen gesagt! In dem Club wo sie hingeht gibt es einen Darkroom. Das Zimmer ist unaufgeräumt. Den Vater findet sie doof.

Usw.

Mich nervt diese schlampige, selbstverliebte und letztlich einfach nur manirierte, um Effekt bei den Eltern bemühte Schreibe wie kaum was anderes. Dann lieber die Bäckerblume.

Ach und noch unsäglicher wird das Ganze durch die unfassbar dämliche Debatte um Authentizität oder “Echtheit” wie sie selbst vom Feuilleton der FAZ aufgegriffen wird. Da wird debattiert ob jetzt Strobo echter ist oder Hegemann. Und natürlich ist das eine Frage literarischer Qualität, klar. Ich könnte so viele nichterlebte grandiose Bücher aufzählen, wo jeder einzelne Satz mehr Leben und Energie enthält als dieser blutleere und gewollte Quatsch von Frau ach erst 16 Hegemann.

Liebe Frau Hegemann, lieber Airen. Diese wahrhaft selbsterlebte Scheisse interessiert mich überhaupt gar nicht. Liebes Feuilleton, wie verzweifelt seid Ihr eigentlich? Muss mann schon nach Reich-Ranicki rufen um wieder Ordnung rein zu bringen? Ach komm.

6 comments » | Bücherregal, FAZ & Co

Schirrmacher, das Ipad und die freie Welt

February 4th, 2010 — 10:07pm

Der gute Herr Schirrmacher hat sich ja nun auch länglich in seinem Blatt zum Ipad geäussert (“Die Politik des Ipad”) – und einer seiner Mitarbeiter hat nochmal nachgelegt (“Das Ipad ist nur eine Fernbedienung“). Ist ja dieser Tage auch irgendwie fast geboten Apple runterzuschreiben für seine dreiste Verfehlung und die unfassbare Knechtschaft die von diesem Konzern über uns ausgebracht wird.

Da wird also argumentiert, durch die apps und das restriktive Modell der Belieferung des Ipads über Itunes würde das Internet reglementiert und mit einer kommerziellen Zwangsherrschaft versehen. Ausserdem seien die Apps nur auf Konsum ausgelegt und überhaupt sei auch die Verhinderung von Flash letztlich der Versuch das freie Internet abzuschaffen.

Was mich dabei vor allem wundert, ist die Schwachbrüstigkeit dieser Argumentation, dieses Unvorbereitete, Dahingeworfene. Also etwas was ich von der faz so nicht direkt erwarten würde.

Denn ich halte die aufgestellten Thesen für ziemlichen Bullshit mit Verlaub. Klar ist die app-Kontrolle durch Apple restriktiv und so. Übrigens genauso wie die Buchlizenzpolicy beim Kindle, die Themenauswahl des Wirtschaftsteils der faz und das Vorabendprogramm des ZDF. Und im Vergleich zu den genannten ist die Vielfalt der Iphone-apps ein anarchistischer Zoo.

Aber was ich vor allem nicht nachvollziehen kann ist, warum das Ipad den User wieder zum passiven Medienkonsumenten mit Kreditkartenanschluss degradieren soll der das Gerät nur noch als Fernbedienung nutzen kann. Weil er seinen Content über eine App anstelle eines Browsers bezieht. Und weil das Ding kein Flash kann. Klar.

Ist denn einem der beiden Herren mal aufgefallen, dass einer der grossen Turbos hinter dem partizipativen Web das Iphone ist? Und apps darauf? Welcher Mechanismus bitte macht mich weniger interaktionsfreudig bloss weil ich ein Twittericon aufrufe das mit der Api kommuniziert vs. wenn ich das selbst in den Browser eingebe? Diese These ist doch völlig absurd – vermute da ist ein bisschen eifrige Frankfurter Schule Lektüre noch nicht verdaut.

Ist es nicht vielmehr genau andersherum? Das was mich beim Ipad am meisten fasziniert hat, sind die revolutionären Interaktionsmöglichkeiten bei der Steuerung von iwork. Die, wenn sie nur halbwegs so funktionieren wie in der Präsentation, für alle UX-Designer die Freudentränen in Strömen fliessen lassen werden. Ich glaube viele Leute kommen mit dieser Einfachheit nicht klar und müssen deshalb so eine Fernbedienungsmetapher bemühen. Der Clou ist aber, dass das Gerät evtl. tatsächlich so einfach ist wie eine Ferbedienung aber das Potential hat zu dem Interaktionsgerät im Haushalt schlechthin zu werden. Wohlgemerkt: Interaktionsgerät.

Eigentlich ist es mir ja egal wenn die beiden Autoren sich da ein bisschen verrennen. Aber was mich ärgert ist die Ignoranz die dahinter steckt, dieses fahrige Runterschreiben entlang einfacher Leitplanken anstatt sich auch nur einmal wirklich mit dem Gerät auseinanderzusetzen. Und dann kommt das auch noch mit so einem kulturkritischen Weihrauch-Impetus daher von dem Schirrmacher immer, Mann Mann.

11 comments » | FAZ & Co, Produkte und Konsum, twitter

Eure Wohltätigkeit kotzt mich an

January 30th, 2010 — 7:16am

Ich muss das mal loswerden – habe irgendwie den Eindruck, dass das Stiftungs-, Spender und Wohltätigkeitswesen wohlhabender Herren (ja sind halt meist Herren) in letzter Zeit nochmal signifikant zugenommen hat. Bill Gates will sich nur noch der Entwicklung von Impfstoffen widmen mit seiner Stiftung, Hasso Plattner fördert Fussballvereine und Bio-Tec Unternehmen, der Ex-Porsche Boss spendet einen Teil seiner aberwitzigen Abfindung für soziale Stiftungen usw.

Meist wird das von der Presse dann gerne aufgenommen und mit Vorliebe als unglaubliche Grosszügigkeit dargestellt der man eigentlich als Gesellschaft (und ehemals kritische Presse) nur mit tiefer Dankbarkeit begegnen kann.

Jetzt ist es sogar so, dass ich Bill Gates tatsächlich verehre – er hat ein Zeitalter wie kein anderer geprägt das ich in keinem Teil missen möchte, auch nicht die Bluescreens und Nächte der Optimierung des konventionellen Speichers.

Und natürlich ist es lobenswert und gut die Entwicklung von Impfstoffen mit privaten Geldern voranzutreiben. Ich kann mir sogar vorstellen, dass es bei weitem besser und effizienter funktioniert als wenn eine Regierung oder eine Organisation mit dem gleichen Geld dieses Ziel verfolgen würde.

Dennoch kotzt es mich unglaublich an.

Und zwar einfach weil es skandalös und absurd ist, dass ein Mensch so viel Geld auf sich vereint. Zumindest so lange auch nur ein anderer auf der Welt an Hunger leidet, ein Kind an einer heilbaren Krankheit stirbt oder eben jemand mit einem Medikament überleben könnte das er sich nur leider nicht leisten kann.

Und wenn diese Herren dann das schlechte Gewissen packt oder sie schlicht nicht wissen wo das ganze Geld hin soll dann sollen sie es spenden, ok. Aber bitte nicht erwarten, dass wir das irgendwie grossartig finden oder sie für Wohltäter halten. Die sollen einfach froh sein, dass es ihnen nicht abgenommen und ordentlich verteilt wird.

Denn zusätzlich zur Tatsache, dass es weder Bill noch Melinda Gates zusteht sich mit Ihrem zusammengerafften Geld als die Retter der Menschheit aufzuspielen finde ich die Tatsache schlicht unerträglich, dass es einem postpubertären Computerfuzzi obliegt für welche Krankheit nun forciert Impfstoffe entwickelt werden und welches Land die Gnade erfährt diese zu bekommen.

Wie gesagt – nichts gegen Bill Gates. Er soll seinen Wohlstand haben und von mir aus an jeder Wand zehn vernetzte Bilderrahmen die seine private digitalisierte Picasso-Sammlung zeigen. Geschenkt. Aber ob ein Kind in einem Slum in Nigeria einen Impfstoff erhält oder nicht kann einfach nicht im Wohltätigkeitsermessen dieses Mannes liegen.

Natürlich geht es dabei nicht nur darum wer das Geld verwaltet und entscheidet wo es eingesetzt wird. Meiner Ansicht nach gehört das Geld einfach nicht da hin.  Dieses Geld gehört – und zwar nicht als Spende oder irgendwiegeartete Wohltätigkeit – in die Hände eines demokratisch gewählten Staates der es für die Entwicklung von Impfstoffen, Entwicklungshilfe oder in Gottes Namen Strassenbau einsetzen soll.

Wie das genau gehen soll weiss ich nicht, Steuern, gesetzliche Gehaltsbegrenzungen oder was auch immer. Ich bin mir aber sicher – wenn es einen gesellschaftlichen Konsens gibt, dass wir so eine Geldverteilung ablehnen werden sich Mechanismen finden die immer noch genügend wirtschaftliche Dynamik und Möglichkeit persönlichen Erfolgs zulassen.

Ach und von der Presse, also dem Qualitätsjournalismus wie man ja derzeit zu sagen pflegt würde ich mir manchmal ein bisschen mehr Reflektion in diesem Sinne wünschen. Muss ja nicht jedesmal ein gesellschaftspolitischer Exkurs sein. Aber einfach nur PR-Abteilung für das schlechte Gewissen dieser Herren zu sein ist auch arm, oder?

Nachtrag: Es gibt einen weiteren Aspekt, der die Sache nochmal verschlimmert. Stiftungen werden ja zusätzlich heftig vom Staat – also durch Steuermittel – subventioniert. D.h. die private Wohltätigkeitswillkür der Herren entzieht sich nicht nur der staatlichen (und damit demokratischen) Kontrolle, sondern der Staat verschiebt sogar die Grenze nochmal bewusst in diese Richtung. Sehr schön dargelegt in einer Sendung des Deutschlandradios vor kurzem.

8 comments » | Politik

Warum eigentlich @holadiho?

January 19th, 2010 — 8:24am

Deshalb:

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=jjn2xAfOfzo]

2 comments » | twitter

Das war 2009

December 24th, 2009 — 8:27am

[youtube=http://www.youtube.com/watch?v=vi61CN60uiA]

Comments Off on Das war 2009 | Wahljahr

Warum @holadiho kurz zu @holadiho2 wurde und dann wieder zurück

November 5th, 2009 — 12:55pm

Das kam so: plötzlich stellte ich vor einigen Wochen fest, dass ich meine eigenen tweets nicht mehr in der Twitter-Suche finden konnte. Mir fiel das vor allem auf, weil ich auf meinem Blog nach Hashtags geordnete Sub-Stream angezeigt hatte um sozusagen thematische Mini-Feeds dort einzubinden. Die waren plötzlich alle leer. Wenn ich auf Konferenzen auf die Twitter-Wall schreiben wollte erschienen meine tweets plötzlich nicht mehr. Und so weiter. Dann verschwand ich plötzlich auch komplett aus der Account- und Personensuche von twitter.
Erst war es mir ein bisschen egal, lief ja alles erstmal weiter. Ausserdem dachte ich natürlich anfangs an einen temporären Fehler. Als es nach einiger Zeit noch immer nicht behoben war, schrieb ich an den Support und stellte dabei fest, dass wohl viele Leute so ein Problem haben. Bekam eine Standard-Antwort vom System. Später nochmal geschrieben – wieder Standard-Antwort (in dieser Antwort wird übrigens immer darauf hingewiesen, dass es leider eine Standard-Antwort wäre und man einfach auf “reply” drücken solle falls das Problem damit nicht behoben wäre…).
Irgendwann wurde mir klar, dass die das Problem nie beheben würden. Aus irgendeinem Grund war ich wohl in eine Spam-Regel gefallen, das war die einzig brauchbare Erklärung. Und die Twitter-Jungs sagen dazu, dass es keinen Mechanismus gäbe solche Dinge rückgängig zu machen!

Nach langem Überlegen ob ich z.B. jetzt mal zum Realnamen-Account greifen sollte bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich wohl oder übel einen neuen Account anlegen müsste. Ich war einfach der @holadiho, oder?
Was ich dann auch getan habe.
Natürlich erstmal den alten Account umbenannt, kurz gewartet (Minuten), @holadiho neu registriert.
Nach etwa 10 Tagen tauchte dieser Account dann erstmal in der Suche auf, nochmal ein paar Tage später auch in der Personen-Suche.
Also alles wieder fein – nur dass meine geliebten Follower natürlich auf dem maroden @holadiho2 sassen (und noch sitzen).
Dafür habe ich keine andere Lösung als zum Rübermachen anzuregen. Sitze ja hier im ehemaligen Ost-Teil der Hauptstadt – die Mauer war etwa 50 m Luftlinie von hier (Warschauer Brücke). Passt also irgendwie.

Ich hoffe, dass Ihr das Chaos verzeiht und verstehen könnt. Vor allem aber, dass Ihr alle schön brav dem neugeborenen @holadiho folgt.

Noch eine Twitter-Bemerkung: wenn twitter es schaffen will wirklich ein professionelles Kommunikations-Tool zu werden auf das sich Geschäftsmodelle und auch Beziehungen gründen sollten sie ein paar Dollar in den Service investieren. So ist das wirklich ein bisschen russisch Roulette…

2 comments » | twitter

Natural born capitalism

October 19th, 2009 — 10:11am

Wollte mich heute morgen von meiner Tochter (5) auf dem Pferd sitzend (sie) verabschieden. Dann entstand folgender Dialog:
Ich: Tschüss (ohne i) meine Süsse, der Papa muss jetzt los.
Sie: Neeiiin (festklammern usw.). Bleib bitte noch hiieeer!
Ich: Aber der Papa muss arbeiten gehen um Geld zu verdienen.
Sie: Geld? Yippieh! Dann fahr schnell los!

3 comments » | Nicht kategorisiert

Wunderschöne Sause #twt09

September 6th, 2009 — 9:37am

Gestern haben wir alle den Geburtstag des unvergleichlichen @tobetop feiern dürfen.
Das war gross.
Musik von @kosmar der sogar zwischendurch auf die Tanzfläche gestürmt kam und abdancte wie kein zweiter.
Total süsse Videos aus tobetops Kindheit an der Wand. Meine Lieblingsszene ist die mit dem Schlitten (er versucht ihn völlig erfolglos so einen Hügel hochzuschieben).
Und es waren so viele wundervolle Menschen da.
Meine persönlichen Highlights:
Continue reading »

6 comments » | Nicht kategorisiert

Wind of Change

August 29th, 2009 — 11:38pm

Grade heute lief zufällig im Radio nochmal „Wind of Change“ (hatte versehentlich Radio Brandenburg eingestellt) und plötzlich kam die ganze Stimmung wieder hoch.

Die Utopie. Ich meine – das war in Trier. Ich war mit meinen Zivi-Kumpels für die Betreuung und Durchführung der Reittherapie in einer großen Diakonischen Einrichtung in Köln zuständig. Und das war jetzt unsere große Freizeit mit den Kids. Man hatte es eigentlich für undurchführbar gehalten, nicht bezahlbar und überhaupt. Aber wir hatten uns durchgesetzt – die Kinder hatten es sich so sehr gewünscht und als Zivi macht man Dinge möglich.
Continue reading »

3 comments » | Nicht kategorisiert

Back to top