Das Recht auf Vergessen

May 13th, 2014 — 11:16pm

Der europäische Gerichtshof hat also Google auferlegt, ein paar Links zu entfernen. Links auf einen Fall eines spanischen Mannes, der seine finanziellen Probleme aus der Vergangenheit nicht mehr in der Öffentlichkeit haben möchte. Und was ist los? Hell freezes over! Zensur wird eingeführt! Jimmy Wales äussert sich im Atlantic tief besorgt über dieses Urteil und wie sehr es das Internet verändern könnte – ausserdem sagt er, er habe so ein Urteil eigentlich eher von einem autoritären Land erwartet…
Die deutsche Szene tobt ebenso – ein Angriff auf Google (moment, habe ich ‚Angriff’ gesagt?) wird immer noch gern gleichgesetzt mit einem Angriff auf das Web an sich usw. – und ja, auch ich habe nach den Erfahrungen der letzten Jahre Sorge, dass durch irgendeine Hintertür Zensurmechanismen eingeführt werden (im Prinzip passiert es ja auch am laufenden Band – ein neuer ‚Kodex’ des Zentralverbandes der Werbeindustrie wurde z.B. gerade still und leise eingeführt mit dem Ziel illegale Seiten ‚auszutrocknen’…).
Aber eine Sache an der Diskussion stört mich gewaltig – und übrigens ist es mir noch klarer geworden beim Lesen des Atlantic-Beitrages, weil der Autor immer wieder betont, wie schade es doch jetzt sei, dass durch dieses Urteil die finanziellen Probleme dieses Mannes gerade in der Öffentlichkeit seien, echt ärgerlich…
Also, was mich stört, ist die Ungnade gegenüber diesem Mann und seinem legitimen Anliegen, das er vorbringt stellvertretend für Millionen von Menschen, die mal ein Problem hatten und nach einer bestimmten Zeit neu anfangen wollen. Und übrigens ein Anliegen, das in unserem Rechtssystem durch das hohe Recht der informationellen Selbstbestimmung geschützt ist. Aber lasst es uns mal für einen Moment ohne das Web diskutieren – nehmen wir z.B. die Schufa. Wer schonmal erlebt hat, was es bedeutet einen Schufa-Eintrag zu haben oder jemanden kennt, dem das passiert ist weiß, dass es die Hölle ist. Man bekommt keinen Mietvertrag mehr, keinen Kredit, kein Handy, nur mit Schwierigkeiten ein Girokonto und zahlreiche andere Dinge nicht. Die Schufa wurde gezwungen, die Daten nach einer bestimmten Zeit aus ihren Registern zu löschen – übrigens ein Prinzip das unsere Gesellschaft an zahlreichen anderen Stellen ebenfalls kennt, seien es Punkte in Flensburg, Vorstrafen, Überschuldung usw. usf. Es hat etwas mit Gnade zu tun und auch mit Solidarität und natürlich Menschlichkeit. Etwa ein Viertel aller Gefangenen auf der Welt sitzen in den USA im Gefängnis, teils wegen kleiner Vergehen (mehrfach begangen) – dieses Land ist für mich auch was das anbelangt keine Referenz. Das vielzitierte „Recht auf Vergessen“ ist ein schwieriges Konzept, vielfach zu Recht verlacht z.B. wegen seiner technischen Naivität. Vielleicht brauchen wir ein anderes Konzept oder einen anderen Namen dafür. Aber ich möchte tatsächlich, dass das zutiefst menschliche Prinzip das wir gegenüber der Schufa einfordern, auch für unser heiliges Internet gelten soll. Und natürlich muss das gegen andere Rechte abgewogen werden damit keine Zensur entsteht – das ist aber nichts Neues und liegt eher im Wesen eines funktionierenden Rechtsstaates.
In dem aktuellen Fall jedenfalls habe ich viel mehr die Sorge, dass wir uns vor den Karren einer geschickt agierenden neoliberalen Ideologie spannen lassen, die sich ein System wünscht, das kein Vergessen kennt und Vergehen ohne Gnade bis ans Lebensende vorhält – u.a. auch um sie schön in irgendwelchen Risiko-Kalkulationen von Versicherungen, Banken und sonstigen Big-Data Apologeten einfliessen zu lassen.

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Heute hatte ich das erste mal Angst vor einer Maschine

May 10th, 2014 — 4:03pm

Im Rahmen eines Laborprojektes basteln wir derzeit in meiner Firma an zwei Quadcopter-Drohnen – eine in Berlin, und eine in Köln.
drohne
Die eine habe ich gerade bei mir zuhause, weil wir im Büro nicht weiterkommen mit dem Aufbau und ich die Nächte zuhause brauchte. Heute dann der Durchbruch und das Ding läuft endlich wie es soll, zumindest grob. Also Feintuning für den ersten Testflug. Denn was mir vorher nicht klar war, ist wie sehr so eine Drohne auf Algorithmen angewiesen ist, um überhaupt fliegen zu können – anders als bei einem anderen Fluggerät gibt es nämlich keine durch die Konstruktion gegebene Stabilisierung, sondern diese muss komplett von Algorithmen übernommen werden, die permanent zahlreiche Werte unterschiedlicher Sensoren mit den Drehzahlen der Motoren abstimmt, und so den Copter in Position hält. Dieser Mechanismus ist extrem kompliziert zu parametrisieren und sehr empfindlich. Eine zentraler Kennwert, der dabei eingestellt werden muss ist der sog. Derviative, der festlegt wie weitgehend der Algorithmus die Steuerung übernehmen darf, und wieviel der Mensch mit der Fernbedienung noch beeinflussen kann. Den Wert kann man von 0 (100% menschliche Steuerung) bis 100 (100% algorithmische Steuerung) einstellen.
Um es auszuprobieren, muss man den Copter in der Hand halten, die Motoren hochfahren und dann probieren, wie er auf Lageveränderungen reagiert usw.
Das habe ich eine Weile gemacht, bis ich auf die Idee kam den D-wert mal testweise ein bisschen hochzschrauben, also auf 35. Teil wieder angemacht und festgehalten, Lage minimal verändert und dann passierte es – das Ding fing wie wild an gegenzusteuern und ich hatte Mühe es überhaupt noch festzuhalten. Der Versuch über die Fernsteuerung das Gas wegzunehmen scheiterte – er nahm keine Steuerbefehle mehr an, dreht dafür das Gas immer weiter auf… verzweifelt versuchte ich noch ans zentrale Stromkabel zu kommen, dafür hätte ich aber beide Hände gebraucht. Schliesslich hat er sich zur Seite gedreht und sich mit dem Propeller in meinen Arm gebohrt, dann ging er aus. Der Pulli hat an der Stelle jetzt ein Loch und der Arm einen kleines Hämatom (na ja…).

pulli

hämatom

Nicht weiter tragisch – that’s Makertum könnte man sagen. Problem ist aber – ich hatte richtig Angst vor dem Teil (also nicht diese abstrakte intellektuelle Angst die man in dem Fall meistens meint, das war echte Angst) und es war wirklich gespenstisch, wie bedrohlich dieses kleine Spielzeug mir plötzlich vorkam. Kommtar meiner Frau als ich ihr davon erzählte (es war auch eine Vase zu Bruch gegangen bei der Aktion): “Vielleicht gar nicht schlecht, wenn Du mal Angst vor den Dingern bekommst.”

Ich denke, in 10 Jahren werden wir von solchen algorithmisch gesteuerten Dingen umgeben sein, Drohnen, Autos, Haushalts-Assistenten, Überwachungsanlagen am Flughafen, operierende Roboter und Diagnostik-Maschinen (IBM lässt Watson zur Zeit schon auf Millionen von Patientenakten trainieren, damit er Brustkrebs-Therapievorschläge machen kann). Irgendwie habe ich das Gefühl, heute in eine Fratze geschaut zu haben…

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Eine Generation von Makern

May 5th, 2014 — 4:18pm

Ich hatte zwei Gruppen von Lehrern in meiner Schulzeit – solche mit 68er Hintergrund und solche ohne. Prägend waren natürlich die mit, wobei ich mich auch noch gut an meine tiefe Ablehnung gegen die abgezogenen Rechtschreibtests von Herrn Madajewski mit dem Hirschpulli erinnere, vermutlich brauchten die 68er die anderen doch als Tapete.
Was mich (und ich denke uns) diese LehrerInnen lehrten, war die kritische Haltung. Sowohl gegenüber der Kriegs- und Nazi-Vergangenheit der Eltern und Grosseltern als auch gegenüber dem aktuellen Macht- und Propaganda-Apparat. So erinnere ich mich z.B. wie wir im Religionsunterricht stundenlang die Bild-Zeitung auseinandernahmen (mit der Schere), um die Mechanismen zu verstehen und uns dagegen zu immunisieren. Und natürlich wurden wir zu Ökos erzogen, trugen Frösche über die Strasse und wieder zurück usw.

Auf der republica werde ich ja mit @hilliknixibix und @pausanias über Internet und Technik-Unterricht in der Schule sprechen und unsere Erfahrungen damit – doch was wollen wir eigentlich unseren Kindern mitgeben, zu was wollen wir „sie machen“ später mal? Und was spielt das Internet da für eine Rolle?

Wenn unsere Kindern so alt sind wie wir heute werden sie so sehr vom Internet umgeben sein, wie wir es uns heute gar nicht vorstellen können (denkt einfach mal zehn oder zwanzig Jahre zurück, und überlegt was ihr prognostiziert hättet). Das Internet wird sicherlich so etwas wie das Betriebssystem der Gesellschaft sein und in fast allen relevanten Alltagsprozessen eine Rolle spielen – vor allem aber auch in Form von intelligenten Agenten, Algorithmen und…Dingen die mit dem Netz verbunden sind und eine gewisse Autonomie haben werden.
Man braucht keine NSA um da viele Gefahren heraufziehen zu sehen – wenn unsere Kinder zu Erwachsenen werden sollen, die Autonomie und Freiheit und Liebe und Solidarität erfahren können werden sie in der Lage sein müssen das Internet so auseinanderzunehmen, wie wir seinerzeit die Bild-Zeitung. Sie müssen also programmieren können (oder es zumindest verstehen), die Technik verstehen und das ganze natürlich auch als ein Produkt der Kulturindustrie interpretieren können und als ein politisches und eines von Unternehmen usw.
Das wäre also ein Ziel. Ich habe aber noch ein anderes.
Ich träume davon, dass unsere Kinder nicht nur ganz gut darin werden mit dem OS ihrer Gesellschaft umzugehen – sondern dass sie in einem ganz neuen Sinn zu Gestaltern dieser neuen Welt werden können. Dafür müssen sie Maker/innen werden!
Die Maker-Bewegung beinhaltet so viele pädagogisch erstrebenswerte Ziele, man könnte vermutlich 2/3 der bekannten pädagogischen Ansätze darauf einzahlen lassen. Aber es geht evtl. um mehr als nur ums Basteln und mit den Händen verstehen wie dies und das funktioniert. Mit der Ubiquität der Computerisierung um uns herum und der gleichzeitigen stetigen Zunahme des fabbings, also der Möglichkeiten mit lokalen Mitteln wie z.B. 3D-Druckern eigene Gegenstände und Kleinserien herzustellen könnte eine wirklich neue Dimension hinzukommen, die Makertum zur neuen 68er-Bewegung werden lassen könnte (ok, mal hoch gegriffen, aber egal).
Meine persönliche Maker-Erweckung habe ich einem Heizungs-Thermostat der Firma Devireg zu verdanken (der Devireg 550, lasst bloss die Finger davon). Dieser war bei uns im Bad verbaut worden um die Fussbodenheizung zu regeln. Und er machte mich vom ersten Tag an wahnsinnig. Weil das Interface unfassbar schlecht umgesetzt war. Weil er nie tat was er sollte, mal wurde den ganzen Tag sinnlos geheizt, mal gar nicht, nie hatte ich den warmen Boden unter den Füssen die ich mir gewünscht hatte. Ein Teil des Problems waren irgendwelche okkulten „Komfort-Funktionen“, die dem Ding unabschaltbar einprogrammiert waren und selbst entschieden, wann ab- und anzuschalten sei. Und natürlich half der Elektriker nicht, als er nach mehrfachem Betteln und wochenlangem Warten einbräste in mein Badezimmer – er hatte noch weniger Ahnung von dem dämlichen Teil als ich und doktorte nur blöd dran rum. Ich hab mich dann in das Thema Haussteuerung eingelesen und schnell ein System gefunden, das so eine Steuerung – basierend auf einem Raspberry und Open-Source Software – übernehmen kann. Nach meinen Regeln. Mit Hilfe der Community fand ich dann noch raus, wie man stärkere Ströme schalten kann (ja, und ich wurde als ahnungsloser Depp beschimpft zwischendurch, ich, Sohn eines Elektro-Technikers!), baute schliesslich den neuen Funkschalter ein und schmiss den Devireg auf den Müll. Ich hatte mich befreit. Die Heizung funktioniert seitdem wie ich will und gibt mir auch noch gute Raspberry-Vibes jeden morgen.
Ich weiss, es klingt albern, aber es fühlte sich ein bisschen gross an so einen Sieg gegen den dumpfen Siemens-Saturn-gehtnicht-Komplex errungen zu haben. Und es wäre echt nur albern wenn ich diese Geschichte vor 10 Jahren geschrieben hätte. Jetzt ist es aber vielleicht nicht mehr albern, denn schon bald werden wir noch andere Sachen übernehmen können. Wir können uns unseren News-Algorithmus umbauen und übernehmen. Wir können uns von der Knute der Auto-Industrie befreien und selbstprogrammierte Mobilität wählen, sicher auch bald mit Gadgets die wir in den Tesla reinschrauben können. Schon bald können wir uns vielleicht mit solchen Haus-Steuerungs-Systemen autark mit Energie versorgen und von der Energie-Industrie abkoppeln. Wir können vielleicht auch öffentliche Sicherheit, zumindest teilweise reprogrammieren und übernehmen, durch Vernetzungstools, Apps, Sensoren, Drohnen. Wir werden vielleicht sogar eigene Open-Source Implantate entwickeln und auch hier die Macht einfach selbst übernehmen, die Dinger weiterentwickeln, öffnen, Leuten zur Verfügung stellen die sie nicht bezahlen können usw. (fragt mal @ennomane). Wir können mit Hilfe vom Netz und guten Wissens-Algorithmen den Zugang zu juristischer Beratung einebnen und mit Hilfe von automatischen Übersetzungen Flüchtlingen zur Verfügung stellen, die plötzlich die gleichen Ressourcen zur Verfügung haben wie bisher nur die weißen Reichen, und und und…

Ich möchte, dass unsere Kinder später mal sagen (lächelnd, wenn sie über unsere unterentwickelten Internet-Kenntnisse sprechen), dass wir ihnen beigebracht haben diese Mittel kritisch aber mit Macht einzusetzen, um sich daraus eine gute Gesellschaft zu bauen*. Dass wir sie zu Reinschreibern und Wikipedianern gemacht haben, wo sie anfänglich nur Youtube glotzen wollten. Und dass wir zu Recht den Zugang zu diesen Mitteln verteidigt haben, obwohl sie das damals total peinlich fanden.
Das wäre schön.

— Update —
“Escaping Dystopia” gestern auf der rp14 war der perfekte Vortrag zu diesem Blogpost:
[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=h7KY6hWtj5Y&index=11&list=PLAR_6-tD7IZV–8ydJQRCZNEWOp9vf6PY[/youtube]

Und das Video zu unserem oben genannten Schul-Talk ist jetzt auch online:
[youtube]https://www.youtube.com/watch?v=umFKfeIFpgw[/youtube]

*meine kleine Tochter (7) sagte übrigens kürzlich sie wolle später auch mal wie ich solche kleinen Sachen mit Computer drin bauen als Beruf, läuft doch. Ach ja, einen eigenen Maker-Blog habe ich jetzt übrigens auch…

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Connecting Arduino and Raspberry PI over GPIO

May 4th, 2014 — 10:02am

There are obvious reasons why you would want to connect an Arduino with your Raspberry – they can just perfectly work together and play out their strengths (for instance reading analog inputs on the arduino side and interacting with the web or doing more complex stuff on the Raspberry). But connecting the two devices is not as easy as you might think, especially as they are working on a different voltage level, the Raspberry on 3.3v and the Arduino on 5v. Of course you will find many ways to connect the two nevertheless on the web, you can go straight over USB (which i find a little bit less…sexy), you can connect them wireless, via a serial connection or directly over a PIN-Connection between the two boards. But be careful – because of the different voltage levels it’s not a good idea to just connect them, you have to adjust the voltage unless you want to kill the RPi. One way is to use a logic level converter (like this one from Sparkfun or this from Adafruit). But i was wondering (with my naive electronic know how in full action) why you shouldn’t just use a normal voltage regulator like the great Recom R-783.3. So i checked, and it worked absolutely fine as you can see in the video below.
The video shows an Arduino which runs a simple sketch to put digital pin 8 on high and low level every second, connected to the RPi over the Recom which reads this input on Pin 5 and powers Pin 7 as output accordingly so that the LED finally will blink…
[youtube]http://youtu.be/OA8Ijp6CGV0[/youtube]
I think this is interesting because of the better availability of such a dumb regulator compared to the logic level converter, so you are quicker up and running. In general the logic level converter will be the better choice, it’s actually cheaper, it’s also save for regulating a serial connection (i didn’t test this with my Recom) and it comes with more channels right away.

If you are interested in more Maker-Content of this kind – i’ve moved this into a separated blog.

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Das Internet of Things läuft mit europäischer Technologie

March 25th, 2014 — 7:39am

Vielfach wird ja beklagt, dass wir Europäer die Fertigung von Hochtechnologie zu sehr aufgegeben haben, wenn es ums Internet geht – egal ob man von Netzwerk-Hardware, Mobilfunk oder Chips spricht, Europa scheint die Hoheit da längst an Asien und die USA abgegeben zu haben. Was zu beklagen ist – nicht nur aus wirtschaftlichen Gründen, sondern seit kurzem auch wegen der Hoheit über die Technologie, z.B. um Router ohne Backdoors (oder wenigstens mit unseren eigenen) zu fertigen.
Wenn man sich dann das schnell wachsende und extrem spannende Feld des Internet of Things ansieht, ist das Bild plötzlich ganz anders. Dass mit dem Nabaztag einer der schönsten Vorreiter aus Frankreich kam, mag noch als Fussnote gelten (ich erinnere mich noch wie der Violet-Gründer auf der republica 08 in der Kalkscheune das Teil vorstellte – das war wirklich eine grosse Show). Vielen ist aber gar nicht bewußt, dass zwei der meistgenutzten Plattformen für das Internet of Things ebenfalls aus Europa kommen, nämlich Arduino und Raspberry. Beides übrigens zudem Projekte, die aus dem Umfeld der Universitäten entstanden sind. Und beides Projekte, die sich weitgehend der Open-Source-Idee verpflichtet fühlen. Wie sagte Bruce Sterlin auf der Transmediale in Berlin (ab 18:30) – “Arduino, a Thing of wonder…it really gives me a good…feeling” ([youtube]https://www.youtube.com/watch?v=dacKWLGZklM#t=1110[/youtube]
Übrigens hat Europa auch im Bereich 3D-Printing mit RepRap die führende Technologie-Plattform zu bieten (in Bezug auf Nutzung und Verbreitung – da es ebenfalls Open-Source ist haben wir kommerziell nicht die Nase vorn), abermals aus dem universitären Umfeld entstanden, Open-Source…
Könnte es sein, dass da was Großes ensteht? Wenn man sich ansieht, wie unbeholfen Intel mit dem Edison (gut, könnte auch geil werden) versucht auf den Zug aufzuspringen, steigt die Zuversicht noch mehr.
Klar fehlen für ein überwachsungsfreies Netz immer noch viele Dinge, Router zum Beispiel. Aber vielleicht entwickeln wir ja da auch verrückte Replacements, Mesh-Networks zum Beispiel? Oder vielleicht muss es ja gar nicht so halbnational “wir die Europäer”-mässig daherkommen. Eine wichtige Firma im Internet of Things ist Adafruit aus New York. Grossartige Firma, fertigen hautptsächlich Zusatzkomponenten, die auf Arduino oder Raspberry laufen, Fertigung in Manhattan, Open-Source, Maker-orientiert usw. – warum sollten die nicht Teil einer solchen Bewegung sein?
Irgendwie scheint es mir jedenfalls so, dass wir auf der einen Seite noch diskutieren, ob es theoretisch denkbar wäre uns technologisch in Europa weniger abhängig zu machen etc., gleichzeitig aber schon längst am neuen Netz gestrickt wird (sic!)…

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Braucht die NSA einfach einen Datenschutzbeauftragten?

February 13th, 2014 — 10:40am

Irgendetwas an der Monstrosität der NSA-Geschichte missfällt mir. Vielleicht einfach, weil es direkt in Ohnmacht mündet. Wir sind aber auch anfällig für diese Art von Faulheit in der Analyse und Arbeit an Gegenentwürfen – vermutlich auch ein Grund, warum sich die Kritik immer um die fernste Instanz dreht anstatt genauer beim britischen Dienst GCHQ hinzuschauen oder halt einfach beim BND und Verfassungsschutz. Fuck the NSA, aber sowas von.
Dann hat Sascha Lobo in seinem letzten rp-talk ja zu recht darauf hingewiesen, dass wir unsere Diskursfähigkeit ausbauen müssen wenn wir ernstgenommen werden wollen. Also z.B. die Legitimität von Überwachung und Geheimdiensten diskutieren um eine bessere, kampftauglichere Grenze ziehen zu können und mit mehr Menschen in Dialog zu kommen. Gefällt mir auch nicht, Geheimdienste abschaffen ist so ein viel schöneres Ziel. Aber muss wohl.
Und dann saß ich gestern mit der neu gewählten Präsidentin des Center for Democracy and Technology in Washington zusammen auf einem Podium in Brüssel. Das CDT ist als pragmatischer Think-Tank bekannt und kämpft für den Erhalt eines offenen Internet – einer der Gründer gehört zu den frühen Mitgliedern der EFF. Vor dem Panel stellte sich die CDT-Präsidenten Nuala O’Connor den Fragen des Moderators. O’Connor war Chef-Datenschutzbeauftragte bei amazon, General Electric und Doubleclick, hat aber auch mehrere Jahre in der US-Administration gearbeitet, und zwar im Homeland Ministerium. Auf die (natürlich süffisant gemeinte) Frage, was sie aus dieser speziellen Erfahrung auf die aktuelle NSA-Affäre ableiten könne, sagte sie sinngemäss: Der Unterschied zwischen Homeland und der NSA bestehe darin, dass die NSA nie eine Datenschutz-Policy festgelegt und befolgt hätte. Bei Homeland Security, wo nach 09/11 aus diversen Behörden Leute zusammengezogen wurden um ähnliche Anschläge in Zukunft zu vermeiden sei dies anders gewesen. Ihr Chef habe damals (und bis heute) immer gesagt – ‚wir kämpfen für die Freiheit der Bürger dieses Landes – und ein Eingriff in deren bürgerliche Freiheiten wiegt am Ende ähnlich schwer wie ein Angriff eines Terroristen’. Deshalb seien die Arbeitsprinzipien der Behörde grundsätzlich an diesen beiden Polen ausgerichtet worden – konkret über eine tief verankerte Privacy-Policy die dem privacy-by-design Prinzip folgte. Sie halte die NSA-Praxis für illegitim, aber auch ineffizient und schlecht umgesetzt – weil viel mehr überwacht würde als für die gegebenen Ziele technisch nötig wäre. Tatsächlich hat übrigens die NSA zu Jahresbeginn mit Rebecca Richards eine Datenschutz-Beauftragte installiert – die zuvor bei Homeland gearbeitet hat…
Natürlich wäre jetzt nichts leichter als das mit einem hämischen Grinsen wegzuwischen und ich habe schon die entsprechenden Kommentare unten vor Augen.
Ich weiss aber nicht, ob wir uns einen Gefallen tun mit dieser Haltung. Zum einen stammt die Äusserung von der CDT-Präsidentin – also einer scharfen Kritikerin der NSA-Aktivitäten und Chefin des einflussreichsten digitalen Think-Tanks in Washington. Zum anderen aber steckt in ihrer Einschätzung etwas, was man als Demokrat und dem Gebot Sascha Lobos Folgender einfach nicht larmoyant wegwischen kann, nämlich der Glaube, dass selbst soetwas wie NSA letztlich mit Mitteln der Zivilgesellschaft und des demokratischen Staates in den Griff zu bekommen ist (zu bekommen sein muss). Sicherlich ist es unendlich viel schwieriger, zu überlegen wie man über eine harte Datenschutz- und Beaufsichtigungspolitik (parlamentarische Kontrolle) Geheimdienste an die Leine nehmen könnte. Und wie Gesetze (z.B. der Anti-Fisa-Paragraph 42 (!) in der aktuellen EU-Datenschutz-Grundverordnung) gefasst und verschärft werden müssten um in Zukunft Massenüberwachung zu verhindern. Dennoch steckt darin für mich mehr Hoffnungsschimmer auf eine NSA-freie Zukunft als in jeder Abschaffungs- und Anti-USA Debatte. Übrigens auch, weil es sonst schnell in eine faktische eine Anti-Demokratie-Debatte münden kann, z.b. wenn man einfach alles auf den Bürger abwälzt (Verschlüsselung!!). Aber kann es wirklich sein, dass die Massenüberwachung letztlich auf eine schlampige (bzw. nicht vorhandenen) Privacy-Policy zurückzuführen ist?

So, und jetzt schüttet bitte Eure Häme-Kübel unten aus.

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Sternibirke – i am taking your wishes and fucks for 2014

January 5th, 2014 — 1:07pm

Weihnachten ist vorbei und damit auch die Blinkerei. Aber jetzt ist die Zeit für Vorsätze und Wünsche. Inspiriert von Nicos Facebook Post von heute morgen wertet Sternibirke heute aus ob ihr eher Wünsche oder Fucks für 2014 habt – liegt ganz bei Euch. Bei einem wish (tweet contains “wish”) ertönt bei uns (im Wohnzimmer…) das Geräusch einer schliessenden Schublade mit schwerem Atem ,

bei einem Fuck (tweet containts “fuck”) der Sound einer vorbeifliegenden Hummel . Die Entscheidung liegt bei Euch. Frohes Neues!

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Meine Weihnachtsbeleuchtung ist jetzt auch bei twitter

December 22nd, 2013 — 2:47pm

Darf ich vorstellen: 

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Das ist Sternibirke (der erste Teil des Namens ist eine kleine Referenz an unsere Zeit in Berlin), bestehend aus 5 Weihnachtssternen, die in der Birke vor unserem Haus hängen. Ein kleiner Raspberry überwacht Eure tweets und wenn Sternibirke eine Mention bekommt, blinkt er/es kurz. Eine reine twitter-xmas-Installation also wie Dittsche sagen würde.
Damit das funktioniert, fragt ein Perl-Skript alle 60sec die Twitter-API ab und sendet bei neuer Mention ein Signal an den Home-Automation Server FHEM der die Steckdose unter Kontrolle hat. Alles noch im Anfangs-Stadium – soll noch singen können und Fotos machen wenn ihr danach fragt, Update folgt.

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Wasserflaschenschutz

December 10th, 2013 — 10:33pm

Puh. Mein erster Häkel-Blogartikel. Oder Häschen-Blogartikel. Oh Mann, es muss eigentlich Heiratsanträge hageln morgen früh. However – ich musste etwas tun damit die Wasserflasche am Häschenstall nicht einfriert wenn der Winter jetzt bald richtig reinbricht. Voila:

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Farbwechsel sind immer noch nicht so ganz meine Stärke (werde aber besser) und das Abnehmen am Schluss hat super geklappt. Was für ein Satz.

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Hacking the House

December 8th, 2013 — 5:47pm

“My energy bill is 700Million euros, and its growing 10% every year.” Zitat eines Vorstands einer grossen Mobilfunkgesellschaft vor ein paar Tagen. Ich glaube Energie wird eines der spannendsten Themen für die nächsten 20 Jahre – also wenn es um Innovationen, Startups und einschneidende Änderungen unseres Alltagslebens geht. Und natürlich um Wirtschafts- und Standortfaktoren sowie Umweltschutz. Wir werden hoffentlich kein Fracking machen in Deutschland aber vielleicht als erstes grosses Land die Energiewende schaffen.
Wie auch immer – ich wollte mich auch persönlich damit beschäftigen. Und was liegt da näher als das fancy Thema Home-Automation? Ein Thema, mit dem man jeden Flirt lässig für sich entscheiden kann?
Eigentlich fing es aber anders an – ich wollte nämlich irgendwas mit Raspberry machen (bevor es an die Drohne geht). Und da bot sich Home-Automation an.
Also: habe mich für Home-Matic entschieden, es stehen nämlich eine ganze Reihe von Systemen zur Verfügung, die es häufig bei Elektronik-Versendern gibt, aber auch bei RWE oder Spezialherstellern. Home-Matic ist noch ganz gut bezahlbar, hat viele Zubehörteile und verfügt über einen Rückkanal der einem wissen lässt ob ein Schaltkommando angekommen ist.
Wenn man sich mal bei Conrad oder ELV o.ä. die Geräte dafür ansieht wird man schnell auf eigene Einsatz-Szenarien kommen.
Gesteuert wird das ganze bei mir mit einem Raspberry-PI, der über den USB-Port einen Dongle betreibt (kann den von busware.de empfehlen) welcher über das 886 MHZ Band kleine Funktelegramme an die Home-Matic Aktoren senden kann. Als Software dient das in Perl geschrieben Open-Source Projekt FHEM das eine breite Community-Unterstützung hat und ziemlich ausgereift wirkt. Man kann das Ganze übrigens alternativ auch direkt über die Fritz-Box betreiben – es gibt eine Beta-Firmware mit integriertem FHEM-Server.

Es gibt auch – relativ frisch – sehr einfach zu installierende Thermostaten für den Heizkörper, die sich per Funk steuern lassen. Sind wirklich mit wenigen Handgriffen zu montieren (ersetzen die manuellen Regler) und in wenigen Minuten ans System angebunden. Damit kann man dann also (auch in einer Mietwohnung) schonmal die Heizung smart steuern, wahlweise z.B. nach festen Zeiten und Szenarien oder auch mit einer intelligenten Anwesenheitserkennung (z.B. über einen Befehl in der Fritz-Box der ermittelt ob Geräte im Netz angemeldet sind).
Energiesparprinzip ist hier: Heizen nur wenn Heizen gebraucht wird (dann aber richtig, so konnte ich auch meine Familie für das Projekt gewinnen…).
Ein Home-Matic Stecker schaltet morgens die Kaffee-Maschine ein, die Rollos öffnen sich von selbst und alle Heizungen werden kurz maximal hochgefahren. Die elektr. Fussbodenheizung im Bad wird genau so aktiviert, dass der Boden angenehm warm ist wenn sich alle aus den Betten gequält haben, danach wird sie sofort wieder ausgeschaltet (der alte Regler hat das immer nur so halb hinbekommen und häufig unnötig eingeschaltet).
Zusätzlich (ok, das werden jetzt nicht mehr alle mitmachen) überwache ich den Hasenstall mit einem Temparatur-Sensor und kann ein Terrarium-Heizkissen automatisch aktivieren wenn es zu kalt wird.
Im System gibt es auch zahlreiche Aktoren die sich anstelle bestehender Schalter einsetzen lassen, sogar inkl. Adapter-Set für die gängigsten Schaltersysteme so dass “von aussen” gar nicht erkennbar ist, dass der gleiche Schalter jetzt auch per Funk schaltbar ist. Und es gibt eine ganze Reihe von Freak-Anwendungen, z.B. soll es möglich sein den Strom-/Gaszähler über einen sog. Reed-Kontakt ins System zu integrieren – diesen Magnet-Kontakt holen Bastler aus einem Fenster-Sensor heraus und montieren ihn an einer bestimmten Stelle am Gaszähler die einen magnetischen Impuls aussendet wenn er schaltet…
Über die Steuer-Software sind alle möglichen Szenarien abbildbar, zeitgesteuerte Funktionen, Gruppenbildung, schalten in Abhängigkeit von anderen Ereignissen usw. – und natürlich lässt das Ganze sich mit Hilfe von Dyndns o.ä. natürlich auch aus der Ferne schalten und administrieren. Nie mehr nach dem Urlaub in ein kaltes Haus zurückkehren oder in ein sinnlos zwischenzeitlich geheiztes. Und für EinbrauchsparanoikerInnen lassen sich schöne Anwesenheitssimulationen programmieren versteht sich…
Ach ja – irgendjemand hat sich dann kürzlich in meinen Twitter-Account gehacked und dort behauptet ich hätte das ganze Projekt überhaupt nur deshalb gestartet, Frechheit.

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