Auch wenn es keine Gründe braucht, gibt es deren viele #WithRefugees
Ich habe 130 Stunden Psychotherapie hinter mir – einen guten Teil ohne Zweifel deshalb, weil meine Mutter im Alter von 7 Jahren vor den Bomben aus Breslau fliehen musste, der Vater hatte sie schon verlassen, die eigene Mutter liess sie dann auch noch zurück. So kam sie erstmal alleine in Dankerode an, spätere DDR. Ein unbegleiteter, minderjähriger Flüchtling. Von dort ist sie dann rund um den Mauerbau nochmal geflohen, auf einem untermotorisierten Moped in eine ungewisse Zukunft. Wurde wieder aufgenommen, diesmal in Stuttgart. Mein Vater wurde ausgebombt in der gleichen Stadt und musste als 10-jähriger Junge mehrfach aufs Land fliehen – dort wurden sie von Bauernhöfen aufgenommen und versorgt. In der gleichen Zeit sind übrigens tausende vor den Mordtruppen des Nazi-Regimes geflohen, interessanterweise genau umgekehrt zur heutigen Fluchtroute aus Syrien zu uns. Die Flüchtlingslager des zweiten Weltkrieges standen unter anderem in Syrien. Diese Flucht-Geschichten waren nicht nur oft dramatisch und viele sind dabei trotzdem umgekommen- sie haben auch fast immer tiefe Narben hinterlassen in den Seelen der Geflüchteten.
Man könnte also sagen – wir sollten alles dafür tun, Flüchtlingen in unserer Zeit eine Zuflucht zu bieten – schon allein aus Dankbarkeit und in Erinnerung an die eigenen Flucht-Geschichten. Will ich aber nicht sagen – denn Menschen in Not zu helfen ist in aller erster Linie eine humanitäre Pflicht, die ohne Vorbedingung und auch ohne Gedanken der wirtschaftlichen Verwertbarkeit ausgeübt wird. Weil wir Menschen sind.
Deshalb bin ich auch immer noch Angela Merkel für Ihren historischen und von großer Haltung geprägten “Wir schaffen das” Move dankbar. Und den tausenden freiwilligen HelferInnen, die dafür gesorgt haben, dass es nicht bei diesem Spruch alleine blieb. Ich habe mein Land selten mit so menschlichem Antlitz gesehen, auch in der Welt wurde das wahrgenommen mit großem Respekt.
Und jetzt müssen wir dran arbeiten, dass daraus eine gute Geschichte wird am Ende. Mit guten Integrationsangeboten, Offenheit, Warmherzigkeit. Auch das können wir schaffen.